Putzig: Klein und versteckt findet sich auf dem Backcover der CD ein Kampagnenlogo aus den Achtzigern, bei dem ich nicht weiß, ob das nun ernst gemeint ist oder eine witzige Anspielung sein soll: "Home taping is killing music" steht da über einer Cassette mit gekreuzten Knochen drunter.
Das war damals eine Aktion, quasi der Vorläufer zur lachhaften "Copy kills music"-Kampagne, die in Deutschland wunderbar durch den Slogan "Home fucking is killing prostitution" verarscht wurde.
Eine weitere Reaktion war damals die Abwandlung "Home taping is killing the music industry", naja, mit Tapes hat das nicht funktioniert, aber die CD-R hat es zumindest beinahe geschafft, haha.
Doch nun zu den PADDINGTONS, bei deren Name ich sofort an den Bären aus dem Kinderbuch denken muss. Die sind in England natürlich die heiße Scheiße schlechthin, und wenn ich das Info durchlese, ist der Brechreiz immens, so viel und schaumschlägerhaft wird da auf die Kacke gehauen.
"Es gibt Leute, die behaupten, derart rotzige Songs seit 1977 nicht mehr gehört zu haben, blablablablabla ..." Hallo? Es gibt Plattenfirmen-Leute, die so viel Scheiße schreiben und reden, dass sie dereinst dafür in der Hölle schmoren werden, dauerbeschallt von allen Scheiben, die sie in ihrer Karriere als die Neuerfindung des Rades beschrieben haben.
Und nur weil Pete Doherty, die peinlichste, armseligste Kreatur der britischen Musikszene (Wann steckt den kleinen Arsch endlich mal jemand in den Knast?), die PADDINGTONS abfeiert, soll ich die auch toll finden? Ach ja, ich vergaß, der NME hat die Platte bereits in den Klassiker-Status erhoben, ein Begriff, der so inflationär gebraucht wird wie der Ausdruck "Kult" in Bezug auf Filme, die noch nicht mal im Kino angelaufen sind.
Ein Klassiker also ... Nun, reden wir einfach noch mal darüber, wenn sich in fünf Jahren noch irgendwer an die PADDINGTONS erinnern kann, die übrigens von Alan McGee entdeckt wurden, der nun in der Tat ein Gespür dafür hat, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann auch einen unterschriftsreifen Vertrag zur Hand zu haben - die Musikindustrie und ihre Legenden ...
Also, um nun letzten Endes auf die PADDINGTONS zu sprechen zu kommen: Die sind eine rundum nette Pop-Punk-Band, die keinerlei Anlass zu übermäßigem Enthusiasmus bietet, sich aber versiert in der übervollen 77er-Auslage bedient und bei BUZZCOCKS und CLASH gleichermaßen geklaut hat, und wie ich dazu den Plattentitel in Bezug setzen soll, das weiß ich beim besten Willen nicht.
Denn wer 29 Jahre später kommt als die anderen, der ruft damit eher Verwirrung hervor. Macht alles in allem 11 Songs in etwas mehr als einer halben Stunde, schön rauh produziert, doch wenn ich einen Song wie "21" hören will, greife ich lieber zu den U.S.
BOMBS, wenn ich einen CLASH-Rip-Off will, tun's RANCID immer noch, und die BUZZCOCKS, ja, die haben gerade selbst eine neue, hinreichend gute Platte gemacht. Wer also braucht die PADDINGTONS? Eigentlich niemand, doch Spaß macht "First Comes First" trotzdem, denn wie gesagt, es ist eine absolut gefällige Pop-Punk-Platte - für Leute, die's nicht besser wissen.
(33:35) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller