OUT OF CHAOS

Dieter Meier

Ob ein Buch über Dieter Meier für dieses Heft wirklich relevant ist, sei mal dahingestellt, Fakt dürfte allerdings sein, dass sich dessen Band YELLO nur in den wenigsten Plattenschränken der jüngeren Ox-Leser finden lassen dürfte.

Bereits Ende der Siebziger hatte Boris Blank YELLO zusammen mit Carlos Peron in der Schweiz gegründet, Meier stieß erst danach als Sänger hinzu. Der Band war nach ihrem ersten Album „Solid Pleasure“ von 1980 auf dem RESIDENTS-Label Ralph Records jedenfalls eine steiler Aufstieg beschieden, von den experimentellen Synthie-Sounds der Frühzeit hin zum konsequenten Ausloten des Dancefloor-Mainstreams nach dem Ausstieg von Peron 1983.

Ein vorläufiger Höhepunkt war dann 1988 mit der Single „The Race“ erreicht, die Titelmusik für die Musikvideosendung „Formel Eins“ wurde. Der Song stammt vom Album „Flag“, das exemplarisch für die späten YELLO zeigt, wie durchaus ambitionierte Experimentierfreude auf fürchterliche Latin-Einflüsse und House/Techno-Schrott traf, was alle Platten der Schweizer bis heute zu einem Wechselbad der Gefühle macht, die bis heute trotz enormen kommerziellen Erfolgs reichlich schräge Vögel blieben.

Vor allem der inzwischen 66-jährige Meier, der in seiner bisherigen Karriere irgendwie schon alles war, sei es Pokerspieler, Biofarmer oder Großaktionär. Meier, der einer Bankiersfamilie entstammt und Jura studierte, ist schon lange ein gemachter Mann, und hat seine facettenreiche, mehr oder weniger ungeplante Karriere jetzt in einem aufwändigen Bildband aufgearbeitet, der sich wohl vor allem an YELLO-Fans richten dürfte, aber generell gut das skurrile Humorverständnis des Schweizers dokumentiert, das auch seine Band immer ausgemacht hat.

A life in pictures.