Mit der Serie „Valerian und Veronique“ hat Pierre Christin gemeinsam mit Jean-Claude Mézières einen Meilenstein des französischen politischen Comics geschaffen – obwohl er in einer fiktiven Welt angesiedelt ist.
Eine komplette Autobiografie wollte er nie schreiben, konnte sich jetzt aber immerhin dazu durchringen, einen Teil seiner im Westen und im Ostblock überwiegend zu Zeiten des Kalten Krieges gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen zu Papier zu bringen und von Philippe Aymond zeichnerisch in Szene setzen zu lassen.
Schlaglichtartig hebt er Unterschiede und Besonderheiten der unterschiedlichen Mentalitäten und Lebensumstände hervor und setzt diese bei Bedarf in Bezug zur Gegenwart. Seine Erzählung beginnt 1965, als Christin einen Lehrauftrag für französische Literatur an der Universität der von Mormonen gegründeten Salt Lake City annimmt.
Dort ist der Unterschied zwischen Europa/Frankreich und den USA erheblich krasser zu spüren als in vielen anderen Orten der Vereinigten Staaten. Denn neben dem von Christin irritiert zur Kenntnis genommenen Selbstverständnis eines Lebens auf Pump und diversen anderen durchnummerierten Feststellungen dominieren religiöse Dogmen und rassistische Ideologien den Alltag der Menschen.
Hier rutscht Christin auch zufällig in die Welt der Comic-Szenaristen. Nach einer Überleitung mit seinem knapp zusammengefassten akademischen und politischen Werdegang folgen im zweiten Teil Episoden aus Reisen in verschiedene Staaten östlich des Eisernen Vorhangs.
Christin liefert berührende Einblicke in ideologisch überprägte Kulturen, die gerade durch die ihnen innewohnende persönliche Dimension besonders an Reiz und Tiefe gewinnen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Anke Kalau