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OPPRESSED!

Complete Oi! Studio Recordings1981-2018

Erst mit meiner Volljährigkeit entdeckte ich per überspielter Kassette 1989 die walisische Oi!-Combo. Was mir sofort behagte: dieser straighte, verhallte Drumsound und das Fliegen der Greifhand des Gitarristen über die Saiten bei einigen Songs. Nun gibt es erstmals die komplette Working-Class-Werkschau der Band um Mastermind Roddy Moreno (der jedoch zum Start der Band noch nicht an Bord war). Hier liegen nun auf vier CDs 113 Songs vor, vom ersten Demo mit Martin Brennan am Mikro über alle Singles bis zu Samplerbeiträgen. Zwar hatte es bereits im Jahr 1988 mit der zweiten LP „Dead & Buried“ eine Art „Best-Of“ der Frühphase gegeben, aber dieses hier nun vorliegende Projekt toppt das natürlich total. Es sind Beiträge von 23 (!) Tonträgern. Holprig noch die Spielweise der Erstbesetzung, aber nach und nach unverkennbar im Stil, bildeten sie die Speerspitze der S.H.A.R.P.-Bewegung und sorgten mit ihren antifaschistischen Liedern für eine Gegenbewegung zu den National Front-lastigen UK-Skinheads. Selbstredend hatte die vom Quartett zum Trio geschrumpfte Band auch Coverversionen im Repertoire, die wir hier auch wiederfinden. So ist die zweite CD der Box wirklich ein Klangerlebnis mit erinnerungswürdiger Attitüde. Grandios, wie sie „Bad man“ der COCKNEY REJECTS aufhübschen (genau mit dem oben erwähntem Drumsound!), „That’s life“ von SHAM 69 würdig vertreten, ja das gefällt und war seinerzeit an mir vorbeigegangen. Auch melodiösere Songs können sie spielen, obwohl ihre musikalische Schreibart immer Rock’n’Roll war; „Substitute“ ist hier ein tolles Beispiel. Meine alten Hits waren zwar „Work together“ und „Leave me alone“, weil trotz der simplen Spielweise die Message und Leidenschaft derart super rüberkommt, aber der Rest ist eben auch richtig stark. Auch das feine, bebilderte Booklet muss und darf in Ruhe genussvoll beachtet werden.