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OPPENHEIMER

Im Juli 2023 starteten zeitgleich zwei Filme, die abgesehen von ihrem Erfolg an der Kinokasse unterschiedlicher nicht hätten sein können. Zum einen Greta Gerwigs quietschbunter„Barbie“, der unlustige und nervige Versuch, den geschlechtslosen Albtraum aller pinken Mädchenzimmer zum Mittelpunkt einer Female Empowerment-Komödie zu machen, zum anderen Christopher Nolans dreistündiger, nonlinear erzählter Historienfilm „Oppenheimer“ über den „Vater der Atombombe“ J. Robert Oppenheimer. Ich gehöre zweifellos dem Team „Oppenheimer“ an, auch wenn mich Nolan mit seinen Batman-Filmen wahninnig gelangweilt hatte und ich seinen letzten Science-Fiction-Action-Spionage-Film „Tenet“ für großen Kokolores halte. Richard Roeper von der Chicago Sun-Times bezeichnete „Oppenheimer“ als „einen der besten Filme des 21. Jahrhunderts“, was ziemlich dick aufgetragen ist, aber jetzt auch auf dem Cover der unterschiedlichen Heimvideo-Releases zu lesen ist. Tatsächlich gelang es „Oppenheimer“ aber – auch wegen des exzellenten Hauptdarstellers Cillian Murphy –, mich trotz seiner imposanten Länge und der schwierigen Thematik von Sekunde eins an zu fesseln, ähnlich wie das auch Oliver Stones noch längerer „JFK – Tatort Dallas“ geschafft hatte. Die Fakten zu J. Robert Oppenheimer lassen sich natürlich überall nachlesen, aber Nolan gelang es mit einer beeindruckenden, teils verwirrenden Bilderflut, die moralische Widersprüchlichkeit dieser Figur greifbar zu machen, die im Glauben an den friedensstiftenden Aspekt ihrer wissenschaftlichen Arbeit mitverantwortlich war an einem der größten Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte, dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki 1945. Später wurde der immer mehr als Störenfried angesehene Wissenschaftler als Kommunist abgestempelt, um ihn kaltzustellen.