ONE CHORD WONDERS

Dave Laing

So ansprechend, wie dieses Buch vom Cover aussieht, vermutet man dahinter eine weitere launige Geschichte des (britischen) Punkrocks. Wer darauf aus ist, sollte freilich die Finger von „One Chord Wonders“ lassen.

Denn was der britische Autor David Laing 1985 verfasste, ist zusammen mit „Subculture: The Meaning of Style“ (1979) von Dick Hebdige und „England’s Dreaming“ (1991) von Jon Savage sowie Simon Reynolds’ „Rip It Up And Start Again“ eine wissenschaftstheoretische Abhandlung zum Thema, so flapsig wage ich das zu formulieren, „Was wollte Punk uns sagen, und wie?“.

Wer in Kulturwissenschaft und Kommunikationswissenschaft zuhause ist, wer mit der Diskurstheorie von Michel Foucault vertraut ist, wen die Begriffe aus der Semiotik (Zeichentheorie) nicht schrecken, der bringt das nötige intellektuelle Rüstzeug zur gewinnbringenden Lektüre dieses Buchs mit.

TV Smith formuliert in seinem kurzen Vorwort das Erkenntnisinteresse so: „What just happened?“ Das fragte er sich 1979 nach dem Ende seiner Band THE ADVERTS: Was war in den wenigen, wichtigen Jahren 1976/77/78 geschehen, als Punk in Großbritannien „ausbrach“ und dann auch schnell in seiner ursprünglichen, radikal neuen Form schon wieder vorbei war? Dave Laing anaylsierte in den frühen Achtzigern die Bands, Inhalte, Sprache, Ereignisse jener Jahre aus einem originären Interesse am Thema heraus, ergründet, was originär neu und anders war, wie die britische Gesellschaft und die (Musik-)Wirtschaft auf das neue Phänomen reagierten – und wie vor allem letztere versuchte, Punk für ihre Zwecke zu vereinnahmen.

„Power and Meaning in Punk Rock“, das seit 20 Jahren vergriffen war, ist ein Standardwerk für jeden, der heute zum Thema forscht und publiziert.