Dass ich jemals eine Hau Ruck!-Scheibe zur Besprechung bekommen würde. Wenn das der Reitmayer hätte sehen können. Kein leichter Stoff, der da aus Zagreb kommt. Die Frage ist: Wie weit kannst du gehen, wie viel erträgst du? Und damit meine ich nicht, dir Löcher in den Körper bohren oder dich zutackern zu lassen. Wie viel Schmerzen in der Musik kannst du ertragen? Nun, du kannst es einmal mehr mit NOKTI ausloten, die sich zum Ziel gesetzt haben, „State-of-the-art“-Rockmusik neu zu definieren. Die Mittel: repetitive Rhythmuselemente, Saxophon (das Hölleninstrument schlechthin), komplexe Melodien, die sich mit eingängigen überschneiden und wieder auflösen, Industrial- und Drone-Elemente, anschwellende Spannungsbögen, die schließlich in sich zusammenfallen, Gitarrenwände, diametrale Verläufe, versteckte Eastereggs, Auftürmung und Zerstörung, verzerrter Gesang, teils mit Vibrato, der sich durch das Gewirr presst, und schließlich die hohe Kunst der stoischen Wiederholung, die so lange in derselben Wunde bohrt, bis du schreien willst. Andere schlucken für solche Extremerlebnisse Drogencocktails oder behaupten ernsthaft, dass ihnen Free Jazz gefällt. Wertung muss entfallen, hier zählen einzig Mut und der Wille zur Grenzerfahrung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Kalle Stille