NIGHTCRAWLER

Sidney Lumets für die damalige Zeit provokante, aber letztendlich ermüdend geschwätzige Mediensatire „Network“ war Hollywood 1977 noch vier Oscars wert. „Nightcrawler“, das grandiose Regiedebüt von Dan Gilroy, der bisher als Drehbuchautor eine eher unspektakuläre Filmografie vorzuweisen hat, musste sich indes mit einer lausigen Nominierung zufrieden geben.

Dabei hätte alleine Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal die begehrte Trophäe für seine Leistung verdient gehabt, der damit an seine unheimliche Performance in „Donnie Darko“ erinnert. Mit der Verkörperung von Louis „Lou“ Bloom in „Nightcrawler“ hat uns Gyllenhaal jetzt einen der großartigsten Soziopathen der Filmgeschichte beschert.

Sicherlich auch bedingt durch den grundsätzlichen Realismus der Rolle, denn Gyllenhaals Figur mag extrem sein, wirkt aber immer authentisch. Wer genau dieser Lou Bloom eigentlich ist, der sich anfangs als kleiner Ganove über Wasser hält, erfährt der Zuschauer allerdings nie so richtig.

Irgendwann begegnet Bloom zufällig einem freiberuflichen Kameramann, der die Nachrichtensender der Stadt mit spektakulären Bildern versorgt und hat damit sein neues Betätigungsfeld gefunden.

Fortan macht er mit Camcorder und einem Gehilfen im knallroten Dodge Challenger SRT Los Angeles unsicher und geht dabei buchstäblich über Leichen. Die Entschlossenheit, mit der sich der skrupellose wie ehrgeizige Bloom in der Medienbranche von Los Angeles durchsetzt, beeindruckt und beängstigt zugleich.

Ähnlich wie im Fall von Rupert Pupkin in „The King Of Comedy“, nur dass Bloom ein wesentlich gefährlicherer Wahnsinniger ist. Dabei funktioniert „Nightcrawler“ gleich auf mehreren Ebene: als bissige Mediensatire, als verstörende, intensive Charakterstudie und als spektakulärer Action-Thriller im Neo-Noir-Gewand.

A must-see!