In „Night Of The Virgin“, dem Spielfilmdebüt des Spaniers Roberto San Sebastián, gibt es irgendwie von allem zu viel, darauf können sich die meisten Kritiker verständigen. Während das viele vor allem als Makel verstehen, ist gerade diese radikale „Over the top“-Attitüde die große Stärke des Films, der sich angenehm vom ganzen gleichgeschalteten Geister- und Zombie-Ramsch des aktuellen kommerziellen Horrorkinos abhebt.
Eher scheint „Night Of The Virgin“ mit seiner undergroundigen Kammerspiel-Inszenierung eine Hommage an das frühe Pariser Grand-Guignol-Horror-Theater zu sein, das mit seinem Repertoire voll Blut, Sex und schwarzem Humor die Zuschauer schockte.
Das Blutbad in „Night Of The Virgin“ wird allerdings noch durch jede Menge anderer Körperflüssigkeiten erweitert und erreicht dabei beeindruckende Ekelregionen. Man ist regelrecht verwundert, dass der Verleih dafür in ungeschnittener Form eine Freigabe bekommen hat.
Die rudimentäre Geschichte könnte anfangs auch aus einer schlechten amerikanischen Teenager-Komödie stammen. Denn eine Silvesterfeier soll dem jungfräulichen Nico dazu dienen, endlich mal zum Schuss zu kommen.
Das ganze unbeholfene Herumbaggern führt aber zu nichts, bis er schließlich doch noch bei der schon etwas „reiferen“ Medea landen kann, die den notgeilen Trottel mit zu sich nach Hause nimmt.
Die Wohnung entpuppt sich aber als ziemlich abtörnendes versifftes Dreckloch. Und die heiß ersehnte Entjungferungsnummer wird für Nico zu einem bizarren Leidenstrip, als sich herausstellt, dass er offenbar Teil eines Rituals sein soll, um eine nepalesische Gottheit zu gebären.
Möglicherweise hätte man diese Geschichte auch in weniger als knapp zwei Stunden erzählen können, aber dann wäre sie wohl nicht solch ein krasser wie origineller Tabubrecher geworden. Seeing is believing!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Thomas Kerpen