NEZZER

Red Plastic

DIEGO aus Karlsruhe hielt ich bislang für die einzigen relevanten hiesigen Vertreter der EDITORS-meets-INTERPOL-Schule, doch nun treten NEZZER aus Osnabrück auf den Plan und machen ihre Sache richtig gut: düsterer, melancholischer Post-Punk für alle Mitglieder des Ian-Curtis-Gedenkclubs.

Sänger Tifty bemüht sich doch sehr, dem Idol stimmlich nahe zu kommen, und wenn da Worte wie „Transmission“ in einem Refrain auftauchen, ein Stück „Radio“ heißt, ein anderes „Control“ und noch eines „Insight“, wenn der Bass fordernd blubbert, die Gitarren spitz aus dem dunkel grollenden Gesamtsound hervorstechen, bleiben wirklich keine Fragen offen: „Red Plastic“ atmet allenthalben den Geist von JOY DIVISION.

So was kann man dann entweder als Plagiarismus oder als gelungene Hommage bezeichnen, und da ich wirklich keine musikalischen wie gesanglichen Schwächen entdecken kann, bekommen NEZZER für ihr Debütalbum meine Absolution.

Wer sich also von den sich zuletzt bedenklich von den Ursprüngen entfernt habenden EDITORS schon so halb losgesagt hat, sich mit DIEGO nicht so recht anfreunden kann und wem DIE ART nicht „sortenrein“ genug sind, der wird bei NEZZER bestens bedient, ohne dafür irgendwelche Zillo-Maskenball-Peinlichkeiten auf sich nehmen zu müssen.