Ab und an, ganz abseits von größeren Bühnen und Selbstvermarktung, blitzen diese besonderen Sterne am Genre-Firmament auf. Einer hatte seine Geburtsstunde am 16. Juni: „Caos:Calma“, das zweite Album von NESKA LAGUN aus Berlin. Posty Screamo nennen die vier, was sie auf die Plattenteller zaubern. Weniger vertrackt und chaotisch als Screamo-Vertreter der späten Neunziger und frühen Zweitausender, erinnert der Sound dennoch an die frühen Werke von SAETIA oder RAEIN. Aber weiterentwickelt: ausgewogeneres Screaming – emotional, bewegend, durchdringend, erschütternd –, begleitet von feinsinniger Komposition, ausgeklügelten Melodien. NESKA LAGUN verstehen das Spiel aus laut und leise, mal nach vorne preschend, sich dann wieder in dezenter Zurückhaltung übend. Ähnlich kontrastreich das bunte Artwork der Platte, gestaltet vom Kieler Illustrator Finn Martens. Und textlich? Mehrsprachige Songs und Alben können ganz schön in die Hose gehen, bei „Caos:Calma“ gelingt der Mix aus deutschen und spanischen Lyrics – wie bereits bei dem Vorgängeralbum „Fluchtpunkt“ – jedoch hervorragend. Neun Songs füllen 26 Minuten und und hinterlassen eigentlich nur eins: Den Wunsch danach, dass NESKA LAGUN an Strahlkraft gewinnen, die ihnen mehr Sichtbarkeit beschert – und uns noch viele weitere Alben.
© by Fuze - Ausgabe #101 August/September 2023 und Jeannine Michèle Kock
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #169 August/September 2023 und Tim Masson