Memmingen in Bayern dürfte den Älteren hier noch wegen des unsäglichen Abtreibungsprozesses in den späten Achtzigern bekannt sein, aktuell könnten NEKROVAULT eben diesen Ort erneut auf der Landkarte markieren. Und zwar mit ihrem beeindruckenden Debütalbum „Totenzug“, auf dem das Quartett fiesen Death Doom direkt aus der Vorhölle fabriziert. Auch wenn der Titel anderes mutmaßen lässt, growlt man sich recht explizit auf Englisch durch die Untiefen der Verwesung und derer Vorstufen, wobei der immer präsente Hall auf dem Gesang perfekt die morbiden Texte untermalt. Die einzelnen Songs sind dabei eher lang und bei aller Stumpfheit der Gitarrenriffs recht komplex arrangiert, wobei immer wieder sinistre kleine Melodien einen geisterhaften Unterton hinterlassen. Den Vogel schießt dabei der neunminütige Rausschmeißer ab, der unvermittelt mit einem rockigen Zwischenstück in der Finsternis aufwartet und so Hoffnung in der Dunkelheit des Sarges aufkeimen lässt. Wenn man partout einen Vergleich braucht: TRIPTYKON, die allerdings kantiger und mächtiger sind. Dennoch: ein beachtliches Debüt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Ollie Fröhlich