Nach "Live At The Fillmore East" der zweite Teil von Neil Young lange erwarteter Archives-Reihe. Hatte man da noch zu meckern, dass das Konzert leider nicht komplett war, gibt es mit "Live At Massey Hall 1971" eine vollständige Akustik-Show von Young mit 17 Stücken, 1971 in Toronto aufgenommen und wie der Vorgänger in fantastischer Qualität auf CD gebannt, so als ob Young direkt neben einem musizieren würde.
Es ist ja nichts neues, dass Young sowohl mit Band als auch solo die besonderen Qualitäten seiner Songs hervorragend herausarbeiten kann, allerdings besitzt "Live At Massey Hall 1971" eine intime Intensität, die man nicht auf jedem Live-Mitschnitt von ihm geboten bekommt, und es ist wirklich beeindruckend, was der Mann hier mit seiner Stimme und begleitet von Piano und Gitarre an Emotionen freisetzt.
Das Besondere an diesem Konzert ist allerdings auch, dass Young hier neben Material seiner ersten drei Platten auch viele neue Songs spielte, die erst später auf Platten wie "Harvest", "Time Fades Away" und "On The Beach" wieder auftauchen würden, oder "Dance dance dance" dann nur auf dem ersten CRAZY HORSE-Album.
Hoch interessant ist auch, wie Young hier die Songs seiner etwas überstrapazierten Hit-Platte "Harvest" interpretiert - die man durchaus als schwer überproduziert bezeichnen darf -, und "Old man" und dem Medley "A man needs a maid"/"Heart of gold" gerade aufgrund der rudimentären Umsetzung ganz andere Seiten abgewinnt und die Klassiker-Qualitäten dieser Stücke auf etwas andere Weise betont.
Eigentlich sollte die Platte zwischen "After The Gold Rush" und "Harvest" erscheinen, aber man gab dann doch dem Bombast von "Harvest" den Vorzug gegenüber der Simplizität dieser Live-Aufnahme, weshalb der Konzert-Mitschnitt seitdem nur als gesuchtes Bootleg kursierte.
Ein zeitloses Dokument der Brillanz des Young'schen Schaffens, das absolut essentiell ist. Die dazugehörige DVD ist allerdings mehr als nur ein netter Bonus, denn auch wenn einem da kein vollständiger Konzertfilm geboten wird, eher eine bruchstückhafte Collage mit Impressionen des Auftritts, wurde noch mal ordentlich der Ton dieser eh schon großartigen Platte weiter technisch aufgepeppt, so dass man hier wirklich das Gefühl hat, auch den leisesten Anschlag der Gitarrensaiten förmlich körperlich spüren zu können, was bei einer Aufnahme dieses Alters fast schon an Zauberei grenzt.
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