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NEIL YOUNG

Before And After

Es ist schon eine ganz Weile her, dass ich mich an dieser Stelle mit einem neuen Werk der inzwischen 78-jährigen kanadischen Rockikone Neil Young auseinandergesetzt habe, was allerdings nichts mit dessen Produktivität zu hatte, denn in den letzten sechs Jahren gab es meist ein oder zwei neue Veröffentlichungen pro Jahr. Allerdings ist der Begriff „neu“ bei Young mit Vorsicht zu genießen, denn der ist inzwischen sein eigener Archivar geworden und vermengt dabei gern alt und neu, und so muss man genau hingucken, was einem da geboten wird, was selbst viele langjährige Fans frustriert und zu der Einschätzung kommen lässt, dass der Mann sein Pulver verschossen hat und nur noch unter nostalgischen Aspekten funktioniert. Die Erfahrung hat einen aber auch gelehrt, dass selbst auf den schwächsten Young-Werken immer noch lohnenswerte Songs sind, nur echte Klassiker für die Ewigkeit gab es von ihm schon länger nicht mehr. Und ein Plattentitel wie „Before And After“ sollte einen hellhörig machen, denn Young präsentiert hier 13 Songs aus seinem bisherigen Schaffen, darunter auch welche wie „Mr. Soul“, die er bereits für BUFFALO SPRINGFIELD in den Sechzigern geschrieben hat, oder weniger bekannte Stücke von Alben aus den Neunzigern wie „Sleeps With Angels“, „Mirror Ball“ und „Ragged Glory“, die von Auftritten aus dem letzten Jahr stammen, eingespielt mit Akustikgitarre, Harmonium, Piano und Mundharmonika. Also eine eher reduzierte, um Intimität bemühte Angelegenheit, bei der sich aber mal wieder zeigt, dass Young zu den wenigen Künstlern gehört, den man mit solch begrenzten Mitteln auf die Bühne stellen kann und der allein durch seine Stimme eine extrem hohe Intensität und Emotionalität erreicht, so dass er selbst alten Songs noch neue Seiten abgewinnen kann, womit er auch deren weiterhin vorhandene Bedeutung unterstreicht.