Diese zwei Hammer-Releases des in Chicago ansässigen Labels File 13 Records bestätigen mich mal wieder in meiner felsenfesten Überzeugung, dass elektronische Musik in ihrer kirmesuntauglichen Inkarnation fernab der Charts die nächste Evolutionsstufe von Punk bedeutet, bzw.
diesen längst hinter sich gelassen hat, was etwa Innovationsfreude, die Lust an kreativer De(kons)struktion und DIY überhaupt betrifft. Die Verfügbarkeit der Produktionsmittel, der anarchische Umgang mit Quellmaterial, die schiere Lust an der Atomisierung des Alten, der Hang zur Vernetzung fernab jeglicher Mainstream-Verwertung, hemmungsloser Eklektizismus, sowie die häufige Reduktion der Aussage auf simple Slogans und schlaue Samples, all das unter Verachtung für klassizistischen Geniegestus mit der eigenen Posse im Schlafzimmer zusammengekloppt, das ist Punk für mich, liebe Szenepolizei.
Und diese beiden fantastischen Bands slashen so ziemlich alles, was mir in letzter Zeit so unter die Ohren gekommen ist! Drum and Bass from Hell, psychopathischer IDM-Wahnsinn, entfesselte und verstümmelte Cartoon-Metal-Riffs plus clashiger Banjo und Bar-Jazz-Schnipsel, verschmolzen zu einer spleenigen Musik, die hektisch und ganz wirr vor Energie vom Morgen berichtet.
So, Tokyo by night auf Gen-Koks, nur ohne Nasenbluten. Anstrengend geiler Irrsinn! (56:31/41:37) (9/9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Ulf Imwiehe