NAUSEA

The Punk Terrorist Anthology Vol. 1 CD

Etwas verwirrend, die Release-Politik von AT bei NAUSEA: Erst erschien im Herbst Vol. 2 (siehe Rezension in Ox #63), und erst im Januar dann Vol. 1. Muss man nicht verstehen, ist aber so. Und wer B sagt, muss auch A sagen, will heißen, wer Teil 2 schon in seinem Besitz hat, der sollte auch keine Sekunde zögern, den Rundumschlag in Sachen Band-Frühphase zu erwerben.

Dieser war bereits via Blacknoise Records erhältlich, aber AT hat die CD jetzt neu aufgelegt. Enthalten sind hier Aufnahmen aus den Jahren 1988 bis 1992, aus einer Zeit, als in New York mit dem ABC-No-Rio die Crustpunk-Szene ein ehemals besetztes Haus als Anlaufstelle hatte und in dessen Umfeld sich damals eine ganze Reihe Bands bewegten - unter anderem eben auch NAUSEA (was übrigens "Brechreiz" oder "Übelkeit" bedeutet).

Sie stammen vom einzigen Album "Extinction" sowie diversen Singles, und wo Amy singt, werden keine Gefangenen gemacht. Angepisste, wütende "female vocals" waren das Markenzeichen der Band, die damals auch den Weg nach Europa fand und das Konzertpublikum durch schiere Brachialität wegfegte.

Beeinflusst von britischen Bands wie DISCHARGE oder AMEBIX entstand so, teils mit NYHC-Produzentenlegende Don Fury hinterm Mischpult, eine erstaunlich facettenreiche Mischung aus düsterem Hardcore und rotzigem Punk.

Interessanter Aspekt am Rande: Sängerin Amy war eine Weile mit Roger Miret von AGNOSTIC FRONT verheiratet, dem ja immer wieder mal von Schlaumeiern rechte Tendenzen unterstellt wurden - während er mit der Sängerin einer ultralinken Politband verheiratet war ...

Aber Widersprüche solcher Art haben die PC-Polizei ja noch nie interessiert. Eine absolut essenzielle Veröffentlichung, gerade auch weil dieser crustpunkige Aspekt der NYHC-Szene etwas in Vergessenheit geraten ist.

Zu bemängeln ist hier lediglich das Fehlen jeglicher Linernotes: die Texte sind zwar auch interessant, doch mit über 15 Jahren Distanz fällt die Einordnung einer Band ohne solche Zusatzinfos gerade jenen, die damals noch nicht dabei waren, doch etwas schwer.

Ach ja, und das Video zu "Cybergod" gibt's noch als Bonus. (09/10) (73:03)