Es ist ein Trugschluss, die Musik von NARROW HEAD, NOTHING oder HUNDREDTH (ach nein, die machen ja mittlerweile schon wieder was anderes) tatsächlich als Shoegaze zu bezeichnen, da sie und andere Mitstreiter, die ursprünglich mal mit der Hardcore-Szene verbunden waren, sich bei diesem immer wieder zur Beschreibung bemühten Genre eindeutig nur Versatzstücke ausleihen. Im Falle von NARROW HEAD sind es die lärmenden Gitarren, der nur scheinbar dahingeschluderte Gesang und der allgegenwärtige Vibe der Neunziger. Dazu liefert die Band aus Houston allerdings überraschend straighte Rhythmik und mehr Hooks, als die Indie-Polizei es wahrscheinlich genehmigen würde. Zum Glück, denn so hält „12th House Rock“ einige Highlights, wie die Singles „Stuttering Stanley“ und „Night tryst“ oder den Hit „Ponderosa Sun Club“ bereit. Die Kombination aus Riffs und sphärischem Gesang erinnert immer wieder sogar an die DEFTONES. Dass Jacob Duarte allerdings eine ganze Spur kaputter klingt als Chino Moreno, liegt nicht nur an seinem künstlerischen Talent, sondern auch an einer Medikamentensucht, die ebenfalls textlich auf dem Album verarbeitet wird. Es bleibt zu hoffen, dass Duarte diese bald überwinden kann, auch auf die Gefahr hin, dass NARROW HEAD auf dem nächsten Werk noch frischer und fokussierter klingen.
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Christian Biehl
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