MUTTER

Trinken, Singen, Schießen

Nach dem Ausstieg von Gitarrist Frank Behnke und der Zusammenstellung „Das ganze Spektrum des Nichts“ aus dem Jahr 2005 – eine Doku über MUTTER gab es zu dieser Zeit ebenfalls –, hatte ich die Berliner Band eigentlich zu den Akten gelegt, auch wenn zwischenzeitlich mal ein Solo-Album des Sängers Max Müller erschien.

Und jetzt nach „Europa gegen Amerika“ von 2001 und dem auf 500 Stück limitierten Vinylalbum „CD des Monats“ von 2004 doch noch ein neues MUTTER-Album. Behnke ist immer noch raus, geblieben sind die Urmitglieder Florian Koerner von Gustorf und Max Müller, ergänzt um drei Neulinge.

Im Prinzip könnte es sich hier auch um ein Müller-Album handeln, denn im Mittelpunkt steht deutlich dessen gewöhnungsbedürftiger Sprechgesang und seine tiefsinnigen cleveren Lyrics, die bei MUTTER oft interessanter waren als die Musik.

Denn um Müllers gequälte quengelige Spoken-Word-Performance herum spielt die Restband einen recht gewöhnlichen, schleppenden wie rohen Noiserock, der oft an die frühen SONIC YOUTH erinnert, aber auch erstaunlich nah dran am künstlerischen Ausdrucksspektrum eines Jens Rachut und dessen zahlreichen Projekten ist.

Möglicherweise eines der zugänglicheren Alben von MUTTER, bei dem auch stillere, folkigere und sehr melodische Momente ihren Platz haben, wie man sie eben von Müllers Solo-Platten kennt. In textlicher Hinsicht beweist Müller auf jeden Fall erneut, dass er zu den besten deutschen Textdichtern gehört – ein an sich saublöder Begriff, der Müllers hohen künstlerischen Anspruch in diesem Fall aber auf den Punkt bringt.