Ja ja, die Rock'n'Roll-Geschichte ist voll von kleinen Mythen, und eine weitere wird um dieses Album gerankt: Hinter der Band verberge sich ein gewisser Paulo Zappoli, der etwas mit BLACK HEART PROCESSION zu tun habe, und der hier mit einem legendären, verkannten Musikgenie aus den Siebzigern namens Freddie Dillinger alias Freddie Feelgood eine Platte aufgenommen habe.
Nun findet sich mit etwas Gegoogle zwar der Name Freddie Feelgood, aber nicht in der Besetzungsliste des Albums. Und da auch Paulo Zappoli eine Erfindung ist, hege ich an der Geschichte von den neu eingespielten Hits eines unentdeckten Genies so meine Zweifel - gerade auch deshalb, da mir Pall Jenkins von THE BLACK HEART PROCESSION diese CD als sein Soloalbum in die Hand drückte ...
Bei genauem Hinhören kann man dann auch seine Stimme erkennen (und stellt fest, dass Pall einst bei THREE MILE PILOT das Pseudonym Zappoli benutzte), und neben der Gitarre bediente der BHP-Frontmann hier auch Bass, Piano und Synthesizer, wobei ihm diverse Freunde aus der Musikszene von San Diego hier und da zur Hand gingen - und Rick Froberg von DRIVE LIKE JEHU und HOT SNAKES steuerte das Coverartwork bei.
Hat man die BHP-Connection mal geschluckt, zeigen sich hier und da Parallelen, etwa was den Einsatz von Percussion anbelangt, in Sachen Gesang und Melodieführung. Und doch ist Mr. Tube ganz anders unterwegs, bewegt sich zwischen Seventies-Disco-Soul-Funk, loungigen Tunes und stellenweise an CHROME erinnerndem Electro-Pop ("The sell") ganz behende und scheuklappenfrei hin und her.
Eine typische Soloplatte eben, experimentell und doch schlüssig, die ich jedem BHP-Fans ans Herz lege. (37:26) (7)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Joachim Hiller