MOULINETTES

Serendipity Park CD

Münchner müssen sich im Rest der Republik oft mit ziemlich vielen Vorurteilen herumschlagen. Mal werden sie für spießige, dumpfe Ignorantenbayern, mal für oberflächliche Schickimickis gehalten. Und diese Voreingenommenheit scheint an den Einwohnern dieser Stadt nicht völlig spurlos vorbei zu gehen, stellt doch sogar der BR-Zündfunk in bisweilen larmoyanten Sendungen die Frage, warum der Münchner im Rest der Republik so wenig gelitten ist.

Dabei kann der normale Münchner gar nix dafür, dass Institutionen/Personen wie Bayern, Sechzig, Peter Gauweiler oder die SPORTFREUNDE STILLER den Ruf der Stadt so nachhaltig versauen. Um bei Klischees zu bleiben, es gibt auch Gute dort unten, Polts Gerhard etwa - oder DIE MOULINETTES, womit wir jetzt endlich mal beim Review an sich wären.

Deren letzte LP "Alfa Bravo Charlie" war für mich ein Beispiel wie sich underground-affine Popmusik anhören sollte. Einschmeichelnd, aber nicht völlig befreit von Ecken, Kanten und teils spinnert anmutender Instrumentierung.

Nun wurden für die neue Platte zwar nicht gleich alle Pianos, Banjos, Violinen und Trompeten zur Seite gelegt, aber die neue Dominanz der Gitarre überrascht schon. Vor allem bei einem Song wie dem bratzigen "Mondlied", der musikalisch gut und gerne auch auf einem HEADCOATEES Album zu finden sein könnte, wobei die MOULINETTES natürlich immer noch auf deutsch singen.

Und das passend zur neu gewonnenen Rockigkeit auch bissiger als je zuvor. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Leistungszwang, der früher hauptsächlich dem/im Erwerbsleben galt (und dort schon nervte) und heute für fast alle Lebensbereiche gilt, besser in einen Songtext beschrieben wurde als bei "Unsere Anwälte".

Den freundlichen Popsong haben sie dann auch nicht verlernt, am Besten nachzuhören bei "Cary Grant". Tolles Album also, mit neuen Facetten, die man bei den MOULINETTES nicht vermutet hätte.

Aber ‚ne Tour mit richtig großer Instrumentierung fände ich auch mal nicht schlecht, das vielleicht noch als Anreiz zum Abschluss. (37:44) (09/10)