MISSY MAGAZINE #02/09

Ein neues feministisches Magazin. Das lässt unweigerlich lila Latzhosen und Alice Schwarzer vor meinem inneren Auge auftauchen. Dass frau das Thema heutzutage auch anders angehen kann und sollte, beweisen die Macherinnen Chris Köver und Stefanie Lohaus seit Oktober 2008 mit ihrem Missy Magazine, Untertitel „Popkultur für Frauen“, welches von Frauen für Frauen gemacht wird, die Themen Musik, Politik, Mode und Style fokussiert und vier Mal jährlich erscheint.

Was für mich sofort heraussticht, ist der große D.I.Y.-Faktor. Da wird reich bebildert und mit einem Augenzwinkern Schritt für Schritt erklärt, wie man aus Elektroschrott schicke Ohrhänger bastelt, in alter Manier ein Nachmittag mit der Backanleitung „How to bake your own Salzteig-Pussy“ gestaltet oder einen „Ollie“ mit dem Skateboard hin bekommt.

Interviews und Berichte dürfen natürlich auch nicht fehlen, in dieser Ausgabe ein mehrseitiges Interview mit Peaches (worin das Thema Sex eine überraschend geringe Rolle spielt), Kevin Blechdom, CHICKS ON SPEED oder mit dem Berliner Handarbeitskreis „Pussystübchen“, in dem „Mösen in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen“ aus Stoff gefertigt werden.

Ebenfalls lesenswert sind die Berichte über Michelle Obama oder die erste Stripperin der Weimarer Republik, Anita Berber. Rubriken wie „Untenrum – Neues aus der Intimzone“, in der schon mal mit einer Prise Humor Masturbationspraktiken auf ihre Öffentlichkeitstauglichkeit geprüft oder alternative Porno-Plattformen im Internet näher beleuchtet werden.

Informativ fand ich den Bericht über Jobs im Musikbusiness und das Interview mit der Bookerin Andrea Wünsche. Natürlich dürfen Plattenkritiken nicht fehlen und bringen Künstlerinnen und Bands hervor, von denen ich zum Teil noch nie etwas gehört habe.

Die Zielgruppe scheint bevorzugt die gut situierte, gebildete, kunst- und musikinteressierte Frau mittleren Alters zu sein, was ja nicht unbedingt verwerflich ist. Frauenmagazine, die mit profanen Themen, wie: „Hilfe, meine Oberschenkel schwabbeln! Ist mein Leben nun dem Untergang geweiht?!“ glänzen und direkt mit der passenden Diät aufwarten, gibt es ja durchaus genug bei unserem Hausarzt des Vertrauens zu lesen.

Die nächste Grippewelle kommt bestimmt. Auch wenn das Heft vom Layout her stark an Magazine wie Intro oder Spex erinnert – die Art, wie die Mädels das Ganze angehen, ist gewitzt und sticht mit dem breiten Themenspektrum aus der Masse an schlechten Blättern hervor.

Für meinen Geschmack ist das Thema Politik ein wenig unterrepräsentiert, aber Frauen müssen ja immer was zu meckern haben.