MISSION

An Anthology - The Phonogram Years 2CD

Jaja, die Achtziger waren eine finstere Zeit - so finster, dass ich aus Prinzip nur schwarz trug und auch entsprechend düstere Musik hörte. SISTERS OF MERCY gehörten dabei zu meinen Favoriten, wenn auch damals das erste Album "First And Last And Always" schon als Ausverkauf betrachtet wurde und der Rest der Karriere entsprechend mit Nichtachtung bestraft wurde.

Nach diesem Album war es aber ja sowieso erstmal vorbei mit den Sisters, trennten sich Gitarrist Wayne Hussey und Bassist Craig Adams vom egomanen Sisters-Frontmann Andrew Eldritch und machten sich unter dem Namen SISTERHOOD selbständig.

Das wiederum fand Eldritch nicht lustig, veröffentlichte seinerseits unter diesem Namen eine EP und zwang seine Ex-Mitmusiker dazu, sich einen neuen Namen zuzulegen. Damit waren dann THE MISSION geboren, und nach (Maxi-)Singles erschien 1986 schließlich das erste Album "Gods Own Medicine".

Richtig begeistert hatte mich da zuvor die simpel "II" betitelte Maxi mit dem grandiosen Neil Young-Cover "Like a hurricane", dem exzellenten "Garden of delight", dem mitreißenden "Over the hills and far away" sowie dem noch schwer an die Sisters erinnernden "The crystal ocean".

Wo freilich die SISTERS OF MERCY sehr düster und minimalistisch gewesen waren, bedienten sich THE MISSION jetzt dicker Rockproduktion, waren nicht mehr düsterer Wave-Sound, sondern schon unterwegs in Richtung bombastischen Goth-Pops.

Egal, mir gefiel dieser Sound damals, auch das Album (hey, ich habe die Erstauflage mit Klapp-Prägecover!) begeisterte mit Klassikern wie "Severina", "Wasteland", "Bridges burning", "Stay with me" oder "Let sleeping dogs die", doch irgendwie spürte man, dass das, was die Band noch mit ihrer Vergangenheit verband, bald vorbei sein würde, dass da eine Band auf dem Weg zur poppigen Rockband war.

Und so war ich natürlich auf dem Konzert zum Album, doch die weitere Karriere verfolgte ich nur noch aus der Entfernung - und bald danach gab es ja dann mit Zillo auch das Magazin zur adäquaten Ausbeutung des Goth-Kitsches.

Zwanzig Jahre später gibt es nun diese Doppel-CD, auf der die ersten Jahre der damals wie dann auch nach der Reunion erfolgreichen Band dokumentiert sind, inklusive der oben erwähnten Songs.

Wem es vor Pathos-Rock mit reichlich Hall, vor folkigem Schwarzkittel-Pop, der immer auch eine Spur zu dick aufgetragen wirkte im Vergleich zu beispielsweise ECHO & THE BUNNYMEN, nicht graust, wer die alten SISTERS OF MERCY ("Alice", "Floorshow" und "Andrenochrome" sind zeitlose Klassiker) liebte und auch danach nicht so ganz von diesem Sound lassen konnte, der wird an diesem Release Spaß haben, vor allem an CD1.

Auf CD2 nämlich sind dann die späteren Releases dokumentiert, und da hatten THE MISSION sich schon zu einer zwar erfolgreichen, aber auch ziemlich normalen Rockband gewandelt. (75:38/73:38) (08/10)