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MISS MUERTE

Man muss kein ausgesprochener Fan des von Surrealismus, Pornografie und Sadomasochismus geprägten Schaffens des 2013 verstorbenen spanischen Regisseurs Jess Franco sein, an dem man im europäischen Exploitationkino nur schwer vorbeikommt, um nicht zumindest anerkennend zur Kenntnis zu nehmen, dass er während seiner langen Karriere an über 200 Filmen beteiligt war. Und gerade in der Frühzeit seines Schaffens während der Sechziger und Siebziger finden sich in Francos Filmografie tatsächlich einige sehr schöne, stilistisch interessante Werke, die mehr als nur triviales Schmuddelkino und Spielwiese für die sexuellen Obsessionen des Regisseurs sind. Dazu darf man den noch in Schwarz-Weiß gedrehten „Miss Muerte – In den Fängen des Wahnsinnigen“ zählen, der bisher hierzulande im Kino und auf DVD als „Das Geheimnis des Dr. Z“ veröffentlicht wurde. Bei „Miss Muerte“ handelt es sich um den Originaltitel, an den für die aktuelle DVD-Veröffentlichung noch der französische Alternativtitel „Dans les griffes du maniaque“ gehängt wurde. Im Gegensatz zur Blu-ray von Wicked Visions (im Mediabook) fehlt hier nur die kürzere deutsche Kinofassung, die man aber auch nicht zwingend braucht. In Hitchcock-Manier ließ es sich Franco auch hier nicht nehmen, als Darsteller aufzutauchen und spielt Inspektor Tanner, der eine geheimnisvolle Mordserie aufklären soll, verübt von der Nachtklubtänzerin Miss Muerte, die von der rachsüchtigen Tochter des verstorbenen Professors Z durch eine spezielle Apparatur zur willenlosen Mörderin gemacht wurde. Ein Meister des Spannungskinos oder raffinierter Filmplots war Franco nie, dafür gelang ihm hier eine erstaunlich virtuos inszenierte Aneignung von Georges Franjus Horror-Klassiker „Augen ohne Gesicht“ und Fritz Langs „Dr. Mabuse“-Filmen.