Wem das 2011er Sub Pop-Debüt von Mirel Wagner nicht bekannt ist, dessen Cover ein Porträt von ihr ziert, würde aufgrund des Gesangs nicht unbedingt darauf kommen, dass es sich hier um eine afroamerikanische Sängerin handelt, denn man würde klischeehafterweise eigentlich mehr Soul und Blues in der Stimme erwarten.
Stattdessen bewegt sich Wagner zwischen dem Sprechgesang von Lydia Lunch und den zarten Tönen von MAZZY STAR-Frontfrau Hope Sandoval, was aber gut zu ihrem spartanischen, fast etwas kruden Gothic-Folk passt.
Wagner als eine Art weiblichen Mark Lanegan zu bezeichnen ist nicht allein billige Schmeichelei, sondern beschreibt gut, mit welch düsterer Intensität die in Äthiopien geborene, aber in Finnland aufgewachsene Musikern ihre Songs vorträgt, überwiegend nur von der Gitarre begleitet.
Das ist alles nicht neu, was Wagner einem hier songwriterisch anzubieten hat, aber ihr Vortrag besitzt etwas dermaßen Berührendes und kriecht einem dabei förmlich unter die Haut, dass man die tief empfundene Traurigkeit dieser wunderschönen Platte wie einen guten Freund in die Arme schließt.
Echte Gänsehaut-Musik!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Thomas Kerpen