Gruppenbild mit Kind - das ist nicht peinlich, sondern sympathisch und ehrlich. Wer möchte schon die nächste Indieband, die mit Fake-Story und Imageberater die Welt mit ihrem nichtssagenden Album penetriert.
Wer sein Gehirn nicht völlig bei der Szenepolizei abgegeben hat, ist sich der Bedeutung von Globalisierung und Datentransfer bewusst und weiß, dass was seit gestern in London durch die Boxen schallt, dies spätestens übermorgen auch im französischen Fischerdorf tut und dort nicht weniger gut funktionieren kann.
Das Image einer Musik mag mit einer Stadt oder Region verkettet sein, funktioniert aber weltweit. Geradezu destruktiv ist da schon das Cover von MINOR MOUNTAINEER aus Köln, deutsche Neubausiedlung statt idealisierter US-Provinz.
Ein "von hier statt von dort" ist da aber nicht impliziert, viel zu sehr orientiert man sich dafür auch an den Größen aus den USA. Ja genau, SONGS:OHIA, VAN PELT, WEAKERTHANS, die nordamerikanische Weite lässt sich auch im Kölner Sommer beschwören.
Herrlich unangestrengt zaubert man melancholische Bläsereinsätze und verträumte Melodien hervor, gibt dem sanften, warmen Gesang Raum, sich zu entfalten, und kann mit einem umfangreichen Repertoire überzeugen.
Funktioniert in Nebraska genauso wie auf den Poller Wiesen und auf dem nächsten Werk werden die Vorbilder dann sicherlich auch schon nicht mehr so stark durchschimmern. (43:27) (7)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Simon Brüggemann