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MILKSHAKES

Milk Box

Aus der Asche der berüchtigten POP RIVETS, die als eher kleine Lichter in der Spätsiebziger-Punk-Szene Londons begannen und sich dann vornehmlich auf dem Kontinent, nicht zuletzt in Hamburg, eine stattliche Anhängerschar erspielten, bildeten sich zu Beginn der Achtziger ein nicht minder berüchtigtes Beat-Quartett. POP RIVETS-Roadie Mickey Hampshire schnappte sich eine Gitarre und stellte sich ans Mikro, Billy Childish versuchte sich ebenfalls erstmals an der Gitarre, während Bruce Brand seinerseits von der Gitarre an die Drums wechselte. Als MICKEY & THE MILKSHAKES machten sie sich daran, den derzeit verpönten Sixties-Beat im Stil der Hamburger Star-Club-Szene zu schmettern. Dies taten sie mit hemmungsloser Leidenschaft, Virtuosität war nie ein Anliegen, ebenso wenig konnten sie mit den Soundlandschaften der damaligen Studios und den Bands der Achtziger anfangen. New Romantic, synthieverseuchter Glamourpop, all dass verachteten sie oder es existiert in ihrer Wahrnehmung schlicht gar nicht. In diesem Boxset hat Damaged Goods vier essenzielle Alben der Beatcombo aus Chatham zusammengefasst. Zunächst „Talking ’Bout ...“ von 1981, hier bollern die vier völlig unbefangen aus fauchenden Röhrenverstärkern, zu den Highlights gehört „Pretty baby“, bis heute noch ein Crowd-Pleaser, den Childish mit nahezu jeder seiner späteren Bands zu spielen pflegt. Ebenso wichtig das Intro „Ruhrgebeat“, der rauhe Beatpunker „I say you lie“ und mit „Don’t love another“ ist auch eine „romantische“ Eifersuchtsballade vorhanden. Mit den 14 Nummern ist die Matrix für die weiteren Alben gesetzt, die nahezu alle nach dem gleichen Schema funktionieren. Straff im Viervierteltakt geschlagene Drums, Chuck Berry-Riffing, TROGGS und KINKS-Powerchords und Link Wray-artige Instrumentalnummern sind Mittel der Wahl. Genau so funktioniert auch „After School Session“, 1983 als drittes Album zunächst bei Upright veröffentlicht. Und auch das posthum auf Hangman veröffentlichte „Revenge“ folgt der gewohnten Formel, einzig „Thee Knights Of Trashe“ (1984) fällt ein wenig aus dem Rahmen. Hier bestimmt ein Vox-Fuzzface bei vielen Nummern das Soundbild, so dass das Album etwas garagiger klingt. Mit 15 Alben ist der Backkatalog der MILKSHAKES umfangreich, viel davon ist längst vergriffen, so dass zu wünschen ist, dass Damaged Goods peu à peu weitere LPs wiederveröffentlichen möge.