MIESHA AND THE SPANKS aus Calgary, Kanada haben etwas, das viele Bands nicht haben: Relevanz. Klar schreibt Miesha Louie auch empowernde Songs für Frauen in der Musik – „GRLSROK“ , aber das ist ja mittlerweile fast Pflichtprogramm. Viel interessanter ist, dass der größte Hit „Dig me out“ von kanadischen Internatsschulen handelt, in denen in der Vergangenheit Kinder der indigenen Bevölkerung sexualisierte Gewalt erfahren mussten. Nicht wenige sind sogar gestorben. Ihre Leichen wurden verscharrt, um die Verbrechen zu vertuschen. Laut eigener Aussage war Miesha, die selbst Secwépemc-Wurzeln hat, entsetzt davon, dass viele nichts von den Gräueltaten wussten. Deshalb traf sie die überaus interessante, mutige und beeindruckende Entscheidung, diese schwierige Thema als eingängige Siebziger-Glampop-Nummer mit Neunziger-Punk-Attitüde umzusetzen. Der einfach gehaltene Rock-Song nur mit Fuzzgitarre und Drums bleibt nicht nur im Kopf, sondern macht mir gute Laune. Und er bewirkt, dass ich allen von diesem Song erzählen will. Auch die folgenden Songs knüpfen zunächst an „Dig me out“ an. Mit Joan Jett-, THE RUNAWAYS- und THE STOOGES-Anleihen kriegt man mich eben immer. Schade, dass die zweite Hälfte etwas lahm ist. Da sticht „Bear kids“ heraus, ein Teil des Textes spricht Miesha auf Secwépemc, der Sprache ihrer Familie. Alles in allem ein starkes Album für Riot Grrrl- und Garage-Fans.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Julia Segantini