MICHELE SOAVI'S EISKALT

Fangen wir mal mit den unangenehmen Dingen an, denn der deutsche Titel von Michele Soavis neuestem Spielfilm ARRIVEDERCI AMORE, CIAO - inzwischen hat er noch zwei weitere TV-Filme gedreht - ist mal wieder auf der ganzen Linie ein triumphaler Sieg des Deppenapostrophs geworden.

Die gute Nachricht lautet, dass es nicht nur Soavis bester Film seit seinem 1994er Meisterwerk DELLAMORTE DELLAMORE ist, sondern vielleicht sogar einer der besten Filme, die überhaupt in den letzten Jahren in Italien produziert wurden.

Soavi, der nach Filmen wie DELIRIA, LA CHIESA und LA SETTA Ende der 80er, Anfang der 90er auf dem Sprung war, ein neuer Dario Argento zu werden - sein Regiedebüt war ja sogar die Doku DARIO ARGENTO'S WORLD OF HORROR -, verschwand leider nach seinem damaligen Glanzstück DELLAMORTE DELLAMORE, einem poetischen wie schwarzhumorigen Zombiefilm, in der Versenkung und drehte höchstens mal ein paar TV-Filme.

ARRIVEDERCI AMORE, CIAO ist also quasi sein Spielfilm-Comeback, basierend auf dem auch hierzulande erschienenen, gleichnamigen Roman von Massimo Carlotto, worin es um den wegen politischer Verbrechen nach Mittelamerika geflüchteten Giorgio Pellegrini geht, der durch den Verrat an seinen ehemaligen Kameraden in seine Heimat zurückkehren kann und nach einem Deal mit der Justiz und einem korrupten Kommissar daran arbeitet, wieder ein ehrbares Mitglied der Gesellschaft zu werden.

Dabei ist Pellegrini Opfer und Täter zugleich, denn der korrupte Kommissar (großartig niederträchtig von Frauenschwarm Michele Placido gespielt) nötigt ihn immer wieder zu kriminellen Taten, aber auch der Exterrorist betreibt seine Integration in die Gesellschaft mit einer extrem mordlüsternen, zynischen Attitüde, wodurch es dem Zuschauer immer schwerer fällt, an ihm noch etwas sympathisch zu finden, womit er sicher eine der negativsten Hauptfiguren eines Romans und Spielfilms ist, mit der man sich in letzter Zeit auseinandersetzen durfte.

Und genau das macht ARRIVEDERCI AMORE, CIAO auch zu einem echten Gewinner, denn Soavi zeigt eine Welt voller Korruption und globalisierter Kriminalität, in der es keine Aussicht auf Erlösung gibt und das Böse im Menschen das alles bestimmende Element ist.

Das gilt im besonderen Maße für die Abgründe der dunklen Seele Pellegrinis, in die man dort blicken darf, und der mit eiskalter Berechnung eine Spur des Todes hinterlässt, bis hin zum moralisch absolut niederschmetternden Ende.

Ein fantastischer, erschreckender und brutaler Thriller, der einen über gut 100 Minuten nicht mehr loslässt, und man kann nur hoffen, dass die Amis kein verwässertes Remake davon drehen, wie es ja so oft der Fall ist.

Seit Januar vorerst nur als Verleih-DVD in der Videothek erhältlich.