Bereits im letzten Jahr erschien bei Grönland mit „Solo“ eine preisgünstige CD-Box mit den ersten vier, von 1977 bis 1982 erschienenen Soloalben „Flammende Herzen“, „Sterntaler“, „Katzenmusik“ und „Fernwärme“ von Michael Rother, der als Mitglied von einflussreichen Bands wie NEU! und HARMONIA in den Siebzigern zu den Aushängeschildern des Krautrock gehörte. Waren diese Platten noch eine deutliche Fortführung von Rothers Arbeit mit NEU! und von seinem charakteristischen Gitarrenspiel geprägt, verschob sich das Interesse des Hamburgers auf den danach entstandenen, inzwischen nur noch gebraucht zu bekommenden Platten „Lust“ (1983), „Süssherz und Tiefenschärfe“ (1985), „Traumreisen“ (1987), „Esperanza“ (1996) und „Remember (The Great Adventure)“ (2004) immer mehr Richtung technoider Klänge, weswegen ich Rother in den Achtzigern wohl auch für einen dieser New-Age-Entspannungsmusik-Fuzzis hielt. Allerdings hat Rother in dieser Hinsicht Pionierarbeit geleistet, auch wenn seine späteren Platten, wo er oft mit Gastsängerinnen arbeitete, nur noch bedingt etwas mit dem typischen NEU!-Sound und Krautrock zu tun hatten. Insofern macht die Trennung in zwei Boxen durchaus Sinn, denn es gibt auf den nach 1982 entstandenen Platten ebenso viel Licht wie Schatten und deswegen sind sie wohl nur etwas für echte Rother-Fans. In der Box enthalten ist auch ein separat auf Vinyl und CD erhältliches neues, erstaunlich gelungenes Album namens „Dreaming“, das stilistisch Rothers Faible für entspannte Techno- und Ambient-Klänge weiterführt, das aber ebenfalls mit Retro-Krautrock-Einflüssen verbindet (eine Gastsängerin gibt es hier ebenfalls) und zum Besten gehört, was der inzwischen Siebzigjährige in den letzten Jahren aufgenommen hat. Aufgewertet wird die Box auch noch durch eine zusätzliche CD mit 13 raren Stücken aus Rothers Schaffen, die definitiv keine Ausschussware sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Thomas Kerpen