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MERCENARIO - DER GEFÜRCHTETE

Zwei Jahre nach seinem kultisch verehrten Italowestern-Klassiker DJANGO legte Sergio Corbucci noch mal ein sehr beachtliches Werk nach, das sich auch deutlich von seinem anderen im gleichen Jahr entstandenen düster-existenzialistischen Geniestreich LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG unterschied.

Denn IL MERCENARIO ist dagegen ein humorvoller, leicht verdaulicher Vertreter des Italowesterns, aber auch kein echter Spaßwestern, denn dafür wird zu viel geschossen und gestorben, selbst wenn das sehr unblutig und überwiegend im Off passiert.

Zwei Jahre nach Damianos großartigen TÖTE AMIGO und noch drei Jahre vor Leones TODESMELODIE leistete Corbucci hier seinen Beitrag zum Subgenre des Revolutionswesterns (im selben Jahr entstand auch Petronis TEPEPA mit Orson Welles, bei dem man immer noch auf eine gescheite DVD-Veröffentlichung wartet), und das durchaus gelungen.

In den Hauptrollen als gegensätzliches Duo Franco Nero und Tony Musante (aus Argentos DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE), neben Jack Palance in einer Schurkenrolle mit komisch lockigem Haar, der aber leider zu wenig auftaucht.

Nero spielt den polnischen Söldner Kowalski, der für Geld eigentlich alles tut, und in Mexiko Anfang des 20. Jahrhunderts dem Revolutionär und unterdrückten Arbeiter Paco beim Kampf gegen einen skrupellosen Minenbesitzer helfen soll.

Wie in einigen anderen Italowestern also auch hier marxistisch inspirierte Kapitalismuskritik verpackt in leichtgängiges Unterhaltungskino. Der Humor fällt zwar eher trocken und zynisch aus, aber der große Reiz liegt natürlich in den amüsanten Versuchen von Kowalski und Paco, sich für ihre jeweiligen Ziele zu missbrauchen, während Palance dabei den Prellbock spielt (das erinnert durchaus an das Verhältnis zwischen Clint Eastwood, Eli Wallach und Lee Van Cleef in Leones ZWEI GLORREICHE HALUNKEN).

Dabei fällt IL MERCENARIO zwar etwas episodenhaft und sogar recht geschwätzig aus, aber Corbucci wartet dennoch mit jeder Menge spektakulärer Actionszenen auf, die den Zuschauer bei Laune halten, inklusive eines originellen finalen Duells, das aber dann doch noch nicht das Ende des Films bedeutet.

Hinzu kommt mal wieder ein schöner Soundtrack von Maestro Ennio Morricone, der vielleicht nicht zu seinen besten gehört, aber dennoch einige sehr einprägsame Melodien aufzuweisen hat (etwas davon ist auch in KILL BILL 2 zu hören).

Für manche ein besserer Film als TODESMELODIE, aber darüber kann man sicher streiten. Auf jeden Fall aber ein Italowestern der gehobenen Klasse, was man alleine schon an der üppigen Ausstattung, der eleganten Kameraarbeit von Alejandro Ulloa und der ausgefeilten Schnitttechnik von Eugenio Alabiso merkt, der auch an ZWEI GLORREICHE HALUNKEN beteiligt war.

Die alte deutsche Kino-Fassung wies nur drei leichte Handlungsschnitte auf, aber die aktuelle DVD von Koch ist auf jeden Fall komplett und auch die erste Veröffentlichung im Homevideo-Bereich, ansonsten war der Film nur im TV zu sehen, dort noch mit zusätzlichen Gewaltzensuren.