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MEIN WUNDERBARER WASCHSALON

Bevor Stephen Frears mit MEIN WUNDERBARER WASCHSALON (MY BEAUTIFUL LAUNDRETTE), basierend auf dem Drehbuch von Hanif Kureishi, einem in London geborenen Pakistani, seinen Durchbruch schaffte – zuvor entstand noch der hervorragende THE HIT – und eine Art Aushängeschild für das „New British Cinema“ wurde, hatte er überwiegend fürs Fernsehen gearbeitet.

Nach einem starken Anfang, zwei Jahre später folgte dann mit SAMMY AND ROSIE GET LAID eine weitere Zusammenarbeit mit Kureishi, schlichen sich in Frears Schaffen allerdings immer mehr schreckliche Mainstreamfilme amerikanischer Prägung ein wie THE HI-LO COUNTRY oder MARY REILLY.

An seine brillante Frühphase konnte er jedenfalls nicht mehr anknüpfen. Und bevor man sich GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN anschaut, sollte man sich lieber noch mal MEIN WUNDERBARER WASCHSALON mit einem damals noch unbekannten Daniel Day-Lewis als blondiertem „Punk“ (?) in der Hauptrolle ansehen.

Die eigentliche Hauptfigur ist allerdings Omar, der Sohn eines pakistanischen Journalisten, der in seiner Heimat extrem angesehen war, aber in England zum Säufer abgestiegen ist – die Mutter beging Selbstmord.

Omars Onkel Nasser ist dagegen ein wohlhabender Geschäftsmann, vor dem sein Vater ihn allerdings warnt, denn bei dem hört beim Geld die Freundschaft auf, und seine Geschäfte scheinen auch nicht immer ganz legal zu sein.

Dennoch lässt sich Omar darauf ein, für Nasser einen heruntergekommenen, schlecht laufenden Waschsalon in einer schäbigen Gegend wieder in Schwung zu bringen. Dabei soll Omar sein alter Schulfreund Johnny helfen, der allerdings inzwischen zum rassistischen Schläger mutiert ist, aber weniger aus wirklicher Überzeugung als durch widrige Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit.

Aber da die beiden mehr als nur Freunde sind und waren, ist die alte Leidenschaft schnell wieder entflammt, und auch die Geschäfte mit dem Waschsalon laufen bestens. Auch nach 25 Jahren hat Frears’ von einem magischen Realismus geprägter Film wenig von der charmanten Leichtigkeit verloren, mit der er hier Themen wie Homosexualität, Rassismus und die generellen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im England der Achtziger aufgriff, als eine gewisse Frau Thatcher das Schicksal des Landes bestimmte, und daraus eine nicht immer ganz realistische provokante Liebesgeschichte mit Gespür für die wahren gesellschaftlichen Verhältnisse machte.

MEIN WUNDERBARER WASCHSALON ist dabei weder allein eine deprimierende Milieustudie noch weltfremdes Unterhaltungskino, stattdessen liegen hier Tragik und Komik auf ganz alltägliche Weise nah beieinander – Qualitäten, die man dann auch bei SAMMY AND ROSIE GET LAID wiederfinden konnte.

Zwei Filme, die sicher mehr die Handschrift von Kureishi als von Frears tragen. Wobei Kureishi dann mit seiner eigenen Regiearbeit LONDON KILLS ME von 1991 weniger Erfolg beschieden war, bei dem man sich auch mal über eine gescheite DVD freuen würde.

MEIN WUNDERBARER WASCHSALON wiederzuentdecken lohnt sich aber allemal, auch wenn die bei Arthaus erschienene DVD bis auf die Anwesenheit der Originaltonspur eine magere Angelegenheit ist und sicherlich nicht die beste Bildqualität liefert.