MARDI GRAS.BB

My Private Hadron

Die Legende besagt, dass Uli Krug, von 1985 bis '87 Bassist der Krautrock-Band GURU GURU, Mitte der 90er Jahre New Orleans besucht hatte und mit der Idee zurückkehrte, eine eigene Gruppe ganz im Stile der dortigen Mardi-Gras-Bands zu gründen, und dieses Vorhaben mit seinem Freund Doktor Jochen Wenz, einem Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, schließlich in die Tat umsetzte.

1999 nahm das elfköpfige Orchester unter dem Namen MARDI GRAS.BB (was für "Mardi Gras Brass Band" steht) ihr erstes Album "Alligatorsoup" auf, und just erschien mit "My Private Hadron" das neueste, mittlerweile achte Werk der Mannheimer mit der schönsten Begräbnismusik dieses Planeten.

Und das ist bei mir mittlerweile vergleichbar mit dem Besuch eines guten alten Bekannten, andere Klamotten hat er an, die Frisur hat sich verändert, aber sonst ist alles beim Alten geblieben.

Sprich, es gibt wieder jede Menge elegante Bläserarrangements aus der Feder von Doc Wenz, dessen Englisch zwar immer noch diese typisch teutonische Schräglage hat, ansonsten empfehlen sich MARDI GRAS.BB erneut als wahre Sound-Kosmopoliten, die sich auf jeder Platte ein bisschen neu erfinden, wie etwa 2005 auf "Introducing The Mighty Three", wo man die Bläser ja komplett wegließ.

Man hat zwar diesmal das Gefühl, als ob "My Private Hadron" sperriger als sonst wäre, die Songs entfalten ihre Wirkung nicht ganz so schnell, hinzu kommt ein unterschwelliges lateinamerikanisches Feeling, aber spätestens, wenn sich hier druckvoll das Gebläse zuschaltet, erliegt man erneut dem Charme dieser für deutsche Verhältnisse wirklich einzigartigen Band.

Ein Sache muss der Doc mir aber noch mal näher erklären, und zwar was "Mein privates Hadron" genau bedeuten soll, denn da hilft auch ein Blick ins Physikbuch nur begrenzt weiter ... (9) (Diese Band war auf der Ox-CD #80 zu hören)