MARBLE SHEEP

For Demolition Of A Spritual Framework CD

Die Japaner gelten ja gemeinhin als Menschenschlag, der gerne nicht-asiatische Einflüsse für sich vereinnahmt, vor allem in kultureller Hinsicht. Das gilt sicher auch für die japanische Truppe MARBLE SHEEP, denn deren abgefahrener Psychedelic-Sound ist nicht erst gestern von einem Kirschbaum gefallen.

Allerdings muss man der Band um Ken Matsutani (ex-WHITE HEAVEN, auch so ein Japan-Acidrock-Dinosaurier) zugute halten, schon seit Mitte/Ende der 80er in diesem Bereich aktiv zu sein. MARBLE SHEEP gelten deswegen auch als eine Art Nippon-Version von AMON DÜÜL, wobei man bei ihnen genauso gut Bands wie MC5, STOOGES, GRATEFUL DEAD oder von mir aus auch BLACK SABBATH als Einflüsse wiederfinden kann.

Insofern ist ihr bollernder Neo-Progrock-Sound dem von MONSTER MAGNET und ST. VITUS nicht ganz unähnlich, was sie aber dann doch wieder zur Psychedelic-Band macht, sind die epischen Songs, der längste dauert 14 Minuten, die in exzessiven, wilden Gitarrenschlachten gipfeln und die dabei unterschiedlichste Phasen musikalischer Bewusstseinserweiterung durchlaufen.

Im Gegensatz zu den ganzen sonstigen eierlosen, langweiligen Hippiebands im Psychedelic-Bereich, die meinen, wenn sie eine Tüte geraucht haben, Gitarre spielen zu müssen, sind MARBLE SHEEP eher mal eine Punkband, die einem die Brocken erbarmungslos um die Ohren haut, aber auch lyrischere Töne anschlagen kann wie bei "Perfect Island", was fast eine dieser leicht mutierten Ozzy-Balladen sein könnte.

Entspannungsmusik ist das alles ganz sicher nicht, eher mal ein ganz wilder Ritt in die halluzinogenen 70er, der auch soundtechnisch so klingt, aber bei aller Wildheit genau den hypnotischen Sog besitzt, den nur wenige Bands besitzen, die erst viel später auf so eine Art Musik gekommen sind.

Ich bin ziemlich begeistert, und nicht nur, weil das Japaner sind - hoffe ich zumindest. Julian Cope wäre mit mir sicher einer Meinung ... (09/10)