Aktuell lief mit „Bastille Day“ ein Action-Thriller in den deutschen Kinos, in dem es um die Hintergründe eines Terroranschlags in Paris geht. Also ein heikles tagesaktuelles Thema als Hintergrund für einen banalen Unterhaltungsfilm, was dazu führte, dass der für Anfang 2016 geplante Kinostart nach den Terroranschlägen im November 2015 in Paris verschoben wurde und „Bastille Day“ nach dem Anschlag in Nizza im Juli 2016 ganz aus den Kinos verschwand.
Ähnliche Probleme hatte auch Nicolas Boukhriefs Film „Made in France“, der, wie auf einer Texttafel zu Beginn noch mal betont wird, vor dem Anschlag auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 entstand, aber dessen Kinostart deswegen verschoben wurde, und dann ein weiteres Mal nach den Ereignissen im November 2015.
Inzwischen ist er hierzulande auf DVD und Blu-ray erhältlich, und bereits das Cover, auf dem der Eifelturm mit einer Kalaschnikow verschmilzt, dürfte sensibleren Gemütern übel aufstoßen. Boukhriefs Film versucht allerdings nicht, aus einem aktuellen Thema auf spekulative Art Kapital zu schlagen, sondern ist ein seriöser Versuch, ein altbekanntes Problem wie Terrorismus in einem fiktiven Thriller zu verarbeiten.
Hauptfigur ist der Journalist Sam, der sich für eine Reportage einer Gruppe islamistischer Extremisten anschließt, die offenbar einen Anschlag in Paris plant, weshalb ihn der Geheimdienst zwingt, die jihadistische Terrorzelle trotz seiner moralischen Bedenken weiter zu infiltrieren.
Bereits 1997 hatte Boukhrief mit seinem Drehbuch für Mathieu Kassovitz’ „Assassin(s)“ gezeigt, dass er ein Gespür für gesellschaftskritische Themen hat. Auch seine aktuelle, fast schon dokumentarisch anmutende Regiearbeit besitzt eine ähnlich kontroverse inhaltliche Dimension, die den Rahmen herkömmlichen Genre-Kinos phasenweise sprengt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Thomas Kerpen