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MACBETH

Thomas Day, Guillaume Sorel

Ein bisschen „Der Herr der Ringe“-mäßig muten Guillome Sorels („L’Île des morts“) Zeichnungen ja schon an. Kantiger vielleicht, aber genau mit dem passenden Pathos und einer ganzen Menge Düsternis. Und auch mit deutlich mehr nackten, vollen Brüsten und Kopulationsszenen, das hat Mittelerde doch eher nicht zu bieten. Und Shakespeare im Original von 1606 auch nicht so explizit. Dazu dürfte aber auch Szenarist Thomas Day („Wika“) seinen Teil beigetragen haben, denn der hat sich nicht nur bei Shakespeare bedient, sondern auch bei dessen historischen Vorlagen. Etwa aus den auf den britischen Inseln der Frühen Neuzeit sehr populären „Holinshed’s Chronicles“, die er noch mal um ein paar Elemente erweitert und modernisiert hat. Spoiler-Alarm: Man kennt es ja schon von Shakespear, schuld sind hauptsächlich die Frauen, die Hexen sowie die bildschöne, aber ultrafiese bis wahnsinnige Lady Macbeth, die ihren Mann mit sexuellen Handlungen gefügig wie ein Schoßhündchen macht und ihn so zu immer neuen blutigen und skrupellosen Taten antreibt, um ihre eigene Macht zu erweitern und zu erhalten. Pfff. Jungs, lasst euch mal eine neue Ausrede für eure Missetaten einfallen. Aber gut, an dem Macbeth-Ausgangsmaterial hätte man schon verdammt viel abändern müssen, damit das irgendwie anders läuft. Vielleicht traut sich das ja mal jemand? Gibt es bestimmt längst, wird schließlich schon seit fast tausend Jahren immer wieder aufs Neue durch den Häcksler gejagt. Und ja, Volltreffer, 1865 hat Nikolai Leskov die Geschlechterrollen vertauscht und das Ganze nach Russland versetzt ... Stark sexuell aufgeladen, blutig und brutal ist Days eher klassische Version, rein visuell aber schön anzusehen. Ein echtes Fest für Fantasyfreunde.