Seit seiner Uraufführung gab es reichlich Möglichkeiten, sich ein Bild von „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ zu machen, Fritz Langs zu den Meisterwerken der Weimarer Republik zählender Film über einen Kindermörder, dem schließlich von einem Unterwelt-Tribunal der Prozess gemacht wird. „M“ entstand vier Jahre nach „Metropolis“ und war Langs erster nachexpressionistischer Tonfilm. Gleichzeitig machte der Film auch Hauptdarsteller Peter Lorre bekannt, der nach seiner eindrucksvollen Darstellung eines abartigen geisteskranken Mörders bis in die 60er Jahre noch viele weitere nicht minder beeindruckende Bösewichte spielen sollte. Bereits 1996 gab es eine Kinowiederaufführung von „M“ in einer rekonstruierten Fassung, die 2001 noch einmal in Bild und Ton digital überarbeitet wurde. Eine weitere Überarbeitung fand 2011 statt und stellt wohl das letzte Wort in Sachen „M“ war. Diese Fassung ist auch auf den DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen der letzten Jahre enthalten, die Fritz Langs Urfassung am nächsten kommen dürfte. Aktuell erschien „M“ bei Atlas noch mal als preisgünstige Neuauflage auf Blu-ray und DVD, bei denen man leider auf das umfangreiche Bonusmaterial früherer Editionen verzichten muss, das bisher auf einer zusätzlichen DVD enthalten war. Die Bildqualität ist für einen Film dieses Alters erstaunlich gut. Dabei irritiert höchstens Langs seltsam fragmentarischer Einsatz von Ton. Joseph Goebbels war damals jedenfalls begeistert und hielt „M“ für ein Plädoyer für die Todesstrafe, dennoch verboten die Nazis nach ihrer Machtübernahme weitere Aufführungen des Films. Andererseits könnte man auch kritisieren, dass dem psychisch kranken Kindermörder hier fast schon zu viel Mitgefühl entgegengebracht wird, was „M“ bis heute eine interessante zeitlose moralische Ambivalenz und kontroverse Qualität bewahrt hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Thomas Kerpen