Album Nummer drei von dem Karlsruher Screamo-Trio. Ein Zeitsprung zurück in die Neunziger und frühen Zweitausender, als Bands wie SAETIA, RAEIN oder LA QUIETE im Schrei-Emo-Kosmos das Maß aller Dinge waren. Dort ist das neue Werk zwar nur bedingt zu verorten, hätte aber vor allem mit seiner Versatilität damals mit Leichtigkeit glänzen können. Aber auch heute machen sie eine verdammt gute Figur und sehr vieles richtig. „Ć“ ist wie viele Vertreter dieses beißenden, spuckenden und kratzenden Genres nicht ganz leicht verdaulich, klingt rauh, ungeschliffen, roh und dabei so verdammt charmant und facettenreich. LYPURÀ verlassen sich aber auch nicht gänzlich auf Schreigesang und Chaos, sondern schlagen mit Songs wie „Return.Youth.“ oder „I’m alone/Conclusion“ Töne an, die man eher in Richtung AT THE DRIVE-IN oder THE ROBOCOP KRAUS verorten würde. Emo-Revival is real! Und das im positivsten Sinne. Die cleanen Gesangspassagen erinnern dabei zuweilen an SPANISH LOVE SONGS. Jetzt wird wieder der eine oder andere um die Ecke kommen und fragen, ob das alles noch zeitgemäß ist? Ja, ist es. Die Emotionen, die LYPURÀ mit ihrer Musik transportieren, sind intensiv und authentisch. Die elf neuen Songs, irgendwo zwischen Florett und Dampfhammer, sind immer klug in Szene gesetzt, ohne dabei das notwendige Chaos missen zu lassen. Chapeau, das hier ist verdammt gut geworden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Peter Wingertsches
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Carsten Jung
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #169 August/September 2023 und Sebastian Wahle