LUNGFISH

Feral Hymns CD

Mal ehrlich: Wie viele Bands gibt es wirklich, die man schon nach wenigen Sekunden zweifelsfrei identifizieren kann? Ich tippe mal, dass das nur bei höchstens 5% der Bands, die man eigentlich kennt, der Fall ist.

Und ich denke, es zeichnet die wirklich guten oder zumindest außergewöhnlichen Formation aus, dass sie so unverkennbar sind, dass man keine Sekunde nachdenken muss, mit wem man es da zu tun hat.

LUNGFISH aus Baltimore, MD - die derzeit einzige Non-D.C.-Band auf Dischord - sind so ein Fall, für mich und vielleicht auch für andere. Die CD läuft und es ist klar: LUNGFISH. Wer sonst könnte diesen gemütlichen Rhythmus, dieses relaxte Tempo an den Tag legen, dazu diese immer wieder ähnlichen, nur mininmal variierten, simpel wirkenen Bass- und Gitarre-Linien.

LUNGFISH-Songs strahlen für mich immer sowas wie Gemütlichkeit aus, sind der Musik gewordene dicke Mann, der mit schaukelndem Gang seine Runden zieht, ein Lächeln im Gesicht, zufrieden mit sich und der Welt, aber immer auch etwas melancholisch.

Genauso prägnant aber auch Daniel Higgs' Gesang, Urmitglied der seit 1987 bestehenden Band, die damit die neben FUGAZI dienstälteste Formation des Labels ist. Seitdem ziehen LUNGFISH unbeirrt und unbeeinflusst von allen Trends und Moden ihre Bahnen, was man ihnen negativ in der Weise auslegen könnte, dass sich ihre Platten nicht wirklich groß voneinander unterscheiden, aber andererseits zieht eben auch der RAMONES-Effekt, selbst wenn beide Bands stilistisch Welten trennen.

"Feral Hymns" ist bereits der zehnte LUNGFISH-Longplayer, eine Platte von ergreifender Schönheit, mit dem intensiven und doch ruhigen "Way out is the way out" als kleinem Höhepunkt. Wer Dischord kennt, liebt und schätzt LUNGFISH - wer noch nicht, der sollte diese Wissenslücke schleunigst schließen.

Es lohnt sich, versprochen. (38:15) (08/10)