Latin-Jazz, eigentlich gar nicht so recht meine Baustelle, vor allem wenn man sich anschaut, was heutzutage als Latin im kommerziellen Segment verkauft wird, nämlich eher vollkommen unerträgliches Zeug für Hausfrauen-Tanzschulen-Aufbaukurse.
Aber in den 60ern war alles noch anders und besser, zumindest was Louie Ramirez betrifft, der auf dieser Zusammenstellung mit 18 Tracks aus den Jahren 1960 bis 1970 vorgestellt wird. Der 1993 verstorbene Louie Ramirez war Komponist, Arrangeur, Percussionist und Vibraphonist und zeigt hier die gesamte Bandbreite seines Könnens.
Die Leidenschaft und das Feuer, das diesem Genre ja immer zugeschrieben wird und sich leider in der Regel im Herumwackeln von überproportionierten Ärschen erschöpft, ist in diesen rhythmischen, souligen Big-Band-Nummern spürbar, die zwar eher dem Zeitgeist der Sixties entsprechen, aber auch 40 Jahre später nicht unbedingt schlechter klingen.
Das ist noch wirklich lebendige Musik, die auch in weiteren 40 Jahren genauso spannend klingen wird. Wer Louis "Sabu" Martinezs Platte "Jazz Espagnole" kennt, weiß ungefähr, in welche Richtung auch die Musik von Ramirez geht, den man wohl mal als Quincy Jones des Latin bezeichnet hat, was angesichts dieser hochklassigen Aufnahmen nicht unbedingt an den Haaren herbeigezogen ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Thomas Kerpen