LOST hat wohl alleine schon deswegen Fernsehgeschichte geschrieben, weil die von J. J. Abrams (ALIAS, FRINGE, CLOVERFIELD, STAR TREK) erdachte und produzierte Serie eine weltweite Fan-Schar generierte, die sich durch Änderungen ihrer Sehgewohnheiten gerne sechs Jahre lang beim Aufbau eines großen Mysteriums mit einbeziehen ließ, wobei sich die Macher viel Mühe gaben, abseits der Ausstrahlung der Folgen dem Zuschauer noch mehr Denkmaterial zu liefern.
Sei es mit den diversen „Alternate Reality Games“ zwischen den sechs Staffeln, fiktiven Webseiten und Wikipedia-Artikeln, den regelmäßigen Podcasts der beiden ausführenden Produzenten Damon Lindelof und Carlton Cuse oder den Conventions, so dass den Fans eigentlich gar nicht anderes übrig blieb, als mit zig Websites zur Theoriefindung (dabei vor allem natürlich Lostpedia) das Ganze noch weiter zu führen, immer in der Hoffnung, dass dieser so verwirrende wie spannende Genre-Mix aus philosophisch-spiritueller Science Fiction und Abenteuerfilm-Soap-Opera um ein paar Menschen, die versuchen, eine sehr eigenartige Insel zu verlassen, irgendwann mit einer logischen Erklärung endet, trotz aller Widersprüche, Wendungen und immer wieder neuer Rätsel.
Und letztendlich wurde es ja geschafft, die Geschichte um die Überlebenden des Fluges Oceanic 815 zu einem Ende zu bringen. Einem Ende, das vielen nicht schmecken wird, das aber, gerade weil in den 18 Episoden der letzten Staffel mal wieder neue Fragen aufgeworfen werden und so viele alte dann doch nicht beantwortet werden, der Linie der Serie konsequent folgt (so genial wie verwirrend: der erzählerische Kunstgriff der „flash-sideways“ als Ergänzung zu den früheren „flashbacks“ und „flashforwards“).
Denn merke: auch im richtigen Leben wirst du niemals alle deine Fragen beantwortet bekommen, und es wird dir auch keiner erklären, was das alles zu bedeuten hat; wichtig sind am Ende doch nur du und die Menschen, mit denen du lebst (oder leben musst).
Der fünfzehnminütige Epilog im Bonusteil aber löst zumindest noch ein paar wenige Mysterien auf, wenn auch nur zum Teil wichtige. Das nochmalige Sehen der kompletten Serie mit sehr aufmerksamen Augen dürfte da hilfreicher sein, es gibt bereits am Anfang viele Hinweise auf Dinge, über die man erst viel später zu rätseln begann.
Und natürlich bleibt einem immer noch Lostpedia (die englischsprachige ist der deutschen vorzuziehen), um weiterhin über LOST nachzudenken. Wohl ganz im Sinne der Erfinder der Geschichte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und André Bohnensack