Foto

LONDON TO BRIGHTON

Bevor ich Paul Andrew Williams’ Spielfilmdebüt LONDON TO BRIGHTON zu Gesicht bekam, musste ich dessen Zweitling THE COTTAGE über mich ergehen lassen, eine ziemlich unausgegorene Mischung aus Gangster- und Horrorfilm, die als Parodie irgendwie überhaupt nicht funktionierte.

Handwerkliche Kompetenz kann man Williams aber durchaus bescheinigen, schließlich brachte diese ihm auch den Job als Regisseur von 28 MONTHS LATER (was kommt als nächstes, „years“, haha ...) ein, der sich allerdings noch in einem wagen Vorproduktionsstadium befindet.

Sein LONDON TO BRIGHTON ist auf jeden Fall ein gelungenes Regiedebüt. Der erschien jetzt etwas verspätet auch bei uns auf DVD, eine Mischung aus brutalem Gangsterfilm und düsterer Bestandsaufnahme der sozialen Randbereiche der britischen Gesellschaft.

Allerdings sorgt der Film für einen etwas schalen Nachgeschmack, denn es bleibt unklar, was Williams jetzt eigentlich genau zum Ausdruck bringen will. Basierend auf Williams’ eigenem Kurzfilm ROYALTY geht es in LONDON TO BRIGHTON um eine Nutte mit Herz, die für ihren Zuhälter ein minderjähriges Mädchen, welches für einen perversen Kunden gedacht ist, besorgen soll.

Als dieser dabei durch Fremdeinwirkung das Zeitliche segnet, müssen die Prostituierte und das Mädchen fliehen, denn der Zuhälter und der Sohn des Kunden verlangen nach Satisfaktion, was in einem unangenehm brutalen Finale mit etwas zweifelhafter Moral gipfelt.

Dennoch hinterlässt LONDON TO BRIGHTON Eindruck beim Zuschauer. Die Darsteller sind durchweg alle glaubhaft, der Look des Films ist bewusst rau und authentisch, findet aber immer genau die passenden Bilder.

Dazu steigert die unschöne Thematik noch die deprimierende Grundstimmung des Films, dem man auch nicht unbedingt vorwerfen kann, irgendwas zu romantisieren. Vor allem die Chemie zwischen den beiden Frauen Kelly und Joanne ist es, welche die manchmal etwas zu dünne Story am Leben erhält, die sich versehen mit Rückblenden um eine verschachtelte Erzählweise bemüht, damit bis zum Schluss gewisse Aspekte der Handlung zurück gehalten werden.

Zugute halten muss man LONDON TO BRIGHTON auf jeden Fall, dass er die Qualität eines deftigen Schlags in die Magengegend besitzt, und dafür sollte man ihn wirklich schätzen, auch wenn er inhaltlich auf leicht wackeligen Beinen steht.

Mitte Dezember erscheint die Kauf-DVD mit Audiokommentar des Regisseurs, Making-of, „deleted scenes“, alternativem Ende und Trailer – allerdings empfehle ich, den Film im untertitelten Original anzusehen, da er so erst seine volle Wirkung entfaltet.