Der britische The Guardian titelte im Oktober im Vorspann zu einem Interview mit den drei Musikern: „Like the Three Tenors, but with drummers, Budgie, Lol Tolhurst and Jacknife Lee on their supergroup rebirth.“ Das kann man wohl so stehen lassen. Zudem haben sich Tolhurst, der ehemalige Schlagzeuger und Gründungsmitglied von THE CURE, und Budgie (SIOUXSIE AND THE BANSHEES) mit dem „Megaproduzenten“ Jacknife Lee zusammengetan und sich gesanglich unter anderem bei The Edge (U2), Bobby Gillespie (PRIMAL SCREAM), James Murphy (LCD SOUNDSYSTEM) und Mark Brown (IDLES) Unterstützung geholt. Die Songs haben nichts mit der musikalischen Vergangenheit von Tolhurst und Budgie im Post-Punk und Goth gemein, sondern orientieren sich mitunter an der musikalischen Welt der Gastsänger, wie bei Bobby Gillespie, wenn es fast nach PRIMAL SCREAM klingt. Das Trio beschreibt die Songs als „Electronic Headfuck“. Wie der Titel andeutet, ist „Los Angeles“ eine Reise in das dunkle Herz der Megametropole, ein Ort nicht nur grenzenloser Möglichkeiten, sondern eine „kranke und einen aussaugende Hölle auf Erden“, die, um Murphys Text im Titeltrack zu zitieren, „ihre Kinder frisst“ (fast wortgleich formulierten es SUICIDE 1977 in „Ghostrider“ mit der Zeile „America is killing its youth“), wo Träume zerplatzen, Rassenungleichheit herrscht und Obdachlosigkeit allgegenwärtig ist. Ein Album, das hörbar von Angst und Spannung genährt wird, getragen von treibenden Beats mit elektronisch verfremdeter Instrumentierung. Der Bezug zur Stadt ist bei Tolhurst und Budgie gegeben. Tolhurst lebt seit 1994 dort und auch Budgie wäre beinahe in Los Angeles gelandet, ist aber der Liebe wegen nach Berlin gezogen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Markus Kolodziej