Gemächliche Pluckerbeats, Synthies, ätherischer Gesang? Bereits mit dem Opener „Hold me in your mind“ stoßen LIVING HOUR die Tür zum Dreampop recht weit auf. Das anschließende „Lemons and gin“ führt die fluffige Linie weiter fort, aber mit ganz geerdetem, zurückgenommenem, minimalistischem Folk, überzeugt in seiner zweiten Hälfte dafür mit wunderschön zusammengeführten Gesangslinien. In „Feelings meeting“ findet sich dann die dritte Konstante des LIVING HOUR-Sounds: Shoegaze. Dezente Verzerrung, besser lassen sich die Gitarren zum schleppenden Beat nicht beschreiben. Zwischen diesen Polen bewegt sich das Album ziemlich gekonnt und dafür, dass die Song-Skizzen ursprünglich via Internet zwischen den Bandmitgliedern ausgetauscht wurden, klingt das Ergebnis ziemlich kohärent, wie das verspielte „Miss miss miss“ belegt. Kurz vor Ende heben LIVING HOUR danach mit „No body“ noch mal in andere Sphären ab, bis das instrumentale, melancholische „Memory express“ ein perfektes Album für verregnete Herbsttage beschließt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Michael Schramm