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LIPSTICK KILLERS

Strange Flash Studio & Live ’78-81 + PSYCHO SURGEONS ’76-78

Es hat vielleicht was mit Chaostheorie zu tun: Was, wenn sich in dreißig, vierzig Jahren quasi niemand mehr an eine Band erinnert, die wir heute als Live-Act abfeiern, die aber irgendwie in Vergessenheit gerät? Eine Band, zu ihrer Zeit ein echter Geheimtipp, aber dann ... nichts mehr. So eine Band könnten THE LIPSTICK KILLERS aus Sydney sein. Hervorgegangen aus PSYCHO SURGEONS (auf Crypt gab es vor ein paar Jahren mal einen 7“-Rerelease), tummelten sie sich in der Spätsiebziger-Punk-Szene der Stadt im Umfeld von RADIO BIRDMAN und wurden nach deren Abtreten als deren Nachfolger gehandelt. Deniz Tek produzierte ihre „Hindugods Of Love/Shakedown USA“-7“, die 1979 erschien und ein Jahr später von Voxx Records in Los Angeles neu aufgelegt wurde – und der Band dort einige Fans bescherte, als sie es schließlich für ein paar Shows in die USA schaffte. Keith Morris war bei der L.A.-Show und feierte das Konzert als eines der besten ab, das er jemals besuchte. Es muss also was dran gewesen sein, an der Band, die ihren Punk durchaus nicht weit von RADIO BIRDMAN entfernt durchzog (also musikalisch, nicht nur geografisch) und ansonsten auch STOOGES, NEW YORK DOLLS und MC5 abfeierte, und „Doctor Stone“ (Peter Tilman) muss ein exzellenter Frontmann gewesen sein. Die großen Retrospektiven, den großen Erfolg feierten andere, auch spätere Bands, wenig ist geblieben außer einigen Live-Aufnahmen und dieser einen Single – 1984 kam das Live-Album „Mesmerizer“. Nun wurde das essentielle Vermächtnis der Band in Form dieser Doppel-CD veröffentlicht, auf dass man sich ihrer erinnern möge: Los geht es mit den beiden Songs der 7“, es folgen Demotracks von 1978, ein Live-Mitschnitt aus Adelaide von 1979 in rundum solider Qualität, weitere Demos von 1980, „Live in Los Angeles 1981“ zum Schluss auf der zweiten CD noch „Horizontal action“ und „Wild weekend“ von der „Wallaby Beat“-7“ von PSYCHO SURGEONS – plus zwei von deren Proberaumaufnahmen von 1976. Dazu kommt ein dickes Booklet mit reichlich Fotos und sehr guten Linernotes. Gerade für solche Projekte ist die (Doppel-)CD immer noch das ideale Format – für rund 15 Euro bekommt man hier ein solides Rereleaseprojekt, angesichts der Spielzeit wäre für eine LP-Box dagegen schnell das Fünffache fällig.