Dem Namen nach waren mir LES BATON ROUGE auch schon bekannt, bevor sie ihr zweites Album veröffentlichten, doch gehört oder gesehen hatte ich sie bislang nicht - und das bereue ich nach dem Hören dieser Platte.
Trotzdem frage ich mich, wieso die aus zwei Frauen und zwei Männern bestehende und in Berlin ansässige Band hierzulande kaum bekannt ist, dagegen in den USA schon zwei Touren absolvierte, ein Label aus New York hat und Tim Kerr als Produzent ihres neuen Albums gewinnen konnte.
Trifft hier mal wieder zu, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gilt? Wobei sich die Frage stellt, welches Land denn nun das eigene ist, denn LES BATON ROUGE kommen ursprünglich aus Portugal.
Frontfrau und Gitarristin Suspiria Franklyn war dort Anfang der Neunziger eines der ersten Riot Grrrls und hatte mit EVERGROUND auch eine eigene Band. Später traf sie auf James Jacket (Gitarre), mit dem sie heute das Rückgrat von LES BATON ROUGE bildet, und trommelte in dessen Experimental-Punk-Band KIUTE LOSS.
Nicht zu vergessen Peter Shamble (Bass) und Corrine Dumas (Drums), die ihren Teil zum faszinierenden, fiebrigen Sound der Band beitragen, der sich ziemlich treffend als Mischung aus sprödem Riot Grrrl-Sound einerseits und sehr melodiösem Wavepunk andererseits beschreiben lässt.
Mich erinnert das immer wieder an eine Mischung aus PRETTY GIRLS MAKE GRAVES, SKELETAL FAMILY und GENE LOVES JEZEBEL, wobei LES BATON ROUGE auf jeden Fall einen eigenständigen, nicht wirklich ins Raster der aktuell wie Pilze aus dem Boden schießenden Neo-New-Wave-Bands passen.
Prägende Merkmale ihres Sounds sind das düstere, treibende Drumming einerseits und der hohe, aber nie nervende Gesang von Suspiria, wobei sehr gut auch die oft mehrstimmigen Parts gefallen.
Dazu kommen engagierte Texte und die eingangs schon erwähnte Produktion von Meister Kerr. Tipp! (08/10) (36:14)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Joachim Hiller