Manchmal kommt man nicht umhin zu konstatieren, dass die Punkszene ganz zu Beginn einfach wesentlich kreativer und offener war als sie es heute ist. 1976 in einer Garage in Hermosa Beach von den beiden Brüdern Joe und Mike Nolte gegründet, waren THE LAST von Anfang an sowohl vom britischen wie vom New Yorker Punk beeindruckt und beeinflusst, aber auch vom Mittsechziger-Psychedelic-Punk.
Und wenn man sich die Linernotes von Joe Nolte hier im Booklet durchliest, saßen THE LAST von Anfang an irgendwie zwischen allen Stühlen: hier die aufkeimende LA-Punkszene, zu der sich THE LAST zählten, dort die Begeisterung für englische Bands wie BUZZCOCKS und CLASH - und dann der eigene Sound, der selbst damals Leute, die die Musik von THE LAST nur aus dem Radio kannten, auf den Konzerten zweifeln ließ, ob das wirklich die gleiche Band ist.
THE LAST nämlich sind sowas wie die Pioniere des Paisley-Movement, dieses Revivals von Sixties-Psychedelic-Punk, das Ende der Siebziger begann. THE LAST, das wird anhand der Linernotes von Joe Nolte, wussten selbst nie so recht, wo sie hingehören, doch Nolte betont immer wieder, dass ihre Konzerte um einiges wilder waren als man das nach ihren Studioaufnahmen erwarten konnte.
Dafür, und das ist ein unbestreitbarer Vorteil, sind die Aufnahmen auch von wesentlich besserer Qualität als man das sonst so von den frühen L.A.-Punkbands kennt. Auf dieser CD nun ist das erst 1979 erschienene Debüt-Album (das auch damals auf Bomp war) enthalten, sowie sechs Bonustracks (von der ersten, der zweiten und der dritten Single, sowie der Track von der "Waves"-Compilation) - ein komplettes und schönes Package mit einem ausführlichen Booklet.
(56.49) (8/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und Joachim Hiller