Lese ich von einem Operntenor, der sich an Rockmusik versucht, muss ich an Peter Hofmann denken, der in den Achtzigern das deutsche Publikum mit dieser eigenwilligen Mischung plagte. Lars Cleveman, geboren 1958, ist zwar auch Operntenor, spezialisiert auf Wagner und mit Engagements an der Königlichen Oper in Stockholm, auch an der „Met“ in New York und in Bayreuth, aber ihn verbindet eine lange Freundschaft mit dem Produzenten Martin Rössel, mit dem zusammen er einst das Electronic-Duo DOM DUMMASTE gegründet hatte.
Von 2012 bis 2014 entstand nun in Zusammenarbeit mit vor allem Rössel (spielte fast alle Instrumente) dieses Album, auf dem Cleveman singt und Keyboard spielt. Erfreulicherweise erwartet einen kein Bombast-Rock mit Pathosgesang, sondern ein bedächtiges, düsteres, intensives Album.
Hier erinnert Clevemanns Stimme immer wieder an die von John Cale auf dem herausragenden, aber oft missverstanden „Caribbean Sunset“-Album von 1984, und bei anderen Nummern spricht er seine Texte nur, unterlegt von Sound-Loops.
Cleveman hat neben seiner Affinität zur Oper eine weit zurückreichende Verbindung zur Rockmusik, war in den Siebzigern bei BLOMSTERUNGE, nahm immer wieder Soloplatten auf und wird unter anderem von LEATHER NUN-Frontmann Jonas Almqvist verehrt.
Zusammen mit Rössel, der sein Stockholmer Studio einst zusammen mit Marty Willson-Piper von THE CHURCH betrieb, ist Cleveman ein eigenwilliges, zeitloses, unter die Haut gehendes Album geglückt, das mehr als nur Geheimtip-Status verdient hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Joachim Hiller