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KUNG FU

In Zeiten heftig geführter Debatten um kulturelle Aneignung und rassistische Stereotype, denen auch Winnetou-Darsteller Pierre Brice zum Opfer fiel, dürfte auch die Culture-Clash-Serie „Kung Fu“ aus den Siebzigern, deren ungewöhnlicher Held eine Mischung aus Gandhi und Dr. Kimble ist, inzwischen deutlich kritischer beäugt werden. Tatsächlich kamen schon damals Beschwerden von chinesischer Seite. Die größere Kontroverse bestand allerdings darin, dass die Idee der Serie angeblich Bruce Lee gestohlen wurde, der dann aus rassistischen Gründen auch nicht für die Hauptrolle in Betracht gezogen wurde. Hauptdarsteller David Carradine, der keinerlei asiatische Wurzeln familiärer Art besitzt, spielt in diesem Mix aus Western und Eastern, der auch fünfzig Jahre später immer noch extrem faszinierend und sehenswert ist, den Mitte des 19. Jahrhunderts in China geborenen Waisen Kwai Chang Caine, Sohn eines Amerikaners und einer Chinesin, also einen Halbchinesen. Caine wuchs in einem Shaolin-Kloster auf, wo er die Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung lernte. Gleichzeitig wurde ihm auch die Wichtigkeit von Gewaltlosigkeit vermittelt, denn zu dieser östlichen Philosophie gehören ein harmonisches Miteinander und der Weltfrieden. Als Caines Mentor, der blinde Meister Po, vom Neffen des Kaisers ermordet wird, den wiederum Caine in Notwehr tötet, muss er in die USA flüchten, wo er versucht, seinen Halbbruder zu finden. Über 62 Episoden und drei Staffeln erstreckt sich Odyssee des friedfertigen Shaolin-Mönchs durch den Westen der Vereinigten Staaten, der dabei immer wieder mit den Schattenseiten der menschlichen Natur konfrontiert wird, die ihn dazu zwingen, das Gebot der Gewaltlosigkeit zu verletzen. Bei Pidax erschien jetzt das erste Mal eine Komplettbox mit allen Episoden in ungekürzter und qualitativ ordentlicher Form.