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KRAUTROCK

Henning Dedekind

„Krautrock“ erschien bereits 2008 im Hannibal Verlag und wurde jetzt in einer überarbeiteten und aktualisierten Neuauflage bei Zweitausendeins wiederveröffentlicht, eigenartigerweise auch mit verändertem Untertitel, und so wurde „Underground, LSD und kosmische Kuriere“ zu „Gegenkultur, LSD und kosmische Klänge“. „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“, heißt es ja bekanntlich, um mal eine abgenudelte Redensart zu bemühen, und so sah es mit der Wertschätzung und Aufarbeitung der ab Ende der Sechziger Jahre in Deutschland unter dem Begriff Krautrock zusammengefassten, in Abgrenzung zu Schlager und Einflüssen angloamerikanischer Kultur entstandenen Musik lange ziemlich schlecht aus. Erst der bekennende Fan deutscher Bands dieser Ära, der exzentrische britische Musiker Julian Cope, legte 1995 unter dem Titel „Krautrocksampler“ eine umfangreiche, leider schon länger vergriffene Krautrock-Huldigung vor. Zuletzt versuchte sich Spiegel-Autor Christoph Dallach an einer reinen Oral History zum Thema Krautrock, die eher etwas für Fortgeschrittene war. Ähnlich wie Cope und Dallach ist auch Dedekind ausweislich seines Geburtsjahrs kein wirklicher Zeitzeuge, dennoch gelang ihm mit „Krautrock“ ein sehr gutes, flott geschriebenes Standardwerk zum Thema, das nicht allumfassend ist, aber dennoch die wichtigsten Aspekte herausarbeiten kann, auch im Kontext des sonstigen gesellschaftlichen Klimas im damaligen Nachkriegsdeutschland. Selbst wenn man schon einigermaßen bewandert sein sollte in diesem Bereich, besitzt Dedekinds profunde, aus Gesprächen mit Musikern und Zeitzeugen gespeiste Analyse einen hohen Unterhaltungswert.