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KORK

Sophia Fritz, Martin Bechler

Bei der Co-Autorenschaft zwischen Sophia Fritz, Autorin von „Steine schmeißen“, und Martin Bechler, Sänger der Band FORTUNA EHRENFELD, könnte man annehmen, es handele sich um eine seicht-romantische Boy-meets-Girl-Geschichte, die gerade noch so einen originellen Twist schafft, grundsätzlich aber altbekannte Gewässer ohne starken Wellengang durchfährt. Man hätte absolut unrecht damit. „Kork“ erzählt die Geschichte einer jungen Studentin namens Sophia, die in einer Weinbar namens Bacchus jobbt. Sie versüßt sich die Arbeit mit Ibuprofen und einem psychologischen Experiment: Egal, was der Gast bestellt, er erhält den Wein, den Sophia als den richtigen für dessen gegenwärtigen Gemütszustand erachtet. Niemandem fällt ihr kleines Manöver auf, bis eines Tages ein Gast namens Martin auftaucht. Der Beginn einer interessanten Beziehung zwischen Kellnerin und Stammgast, geprägt von mal mehr und mal weniger Verständnis füreinander und jeder Menge Wein. Was auf der Handlungsebene Sophias Arbeit das gewisse Etwas verleiht, strukturiert auch den Roman: Was soll ich trinken, wenn das Herz schmerzt, wenn ich frohlocke, wenn ich frustriert bin? „Kork“ liefert konkrete Antworten in Form von Weinempfehlungen und mehr in seinen äußerst charmanten Fußnoten. Wein ist nicht alles und so wird er kombiniert mit allen Ausgaben von Albert Camus, Frühstücks-TV, einem Holzpflock oder Tränen. Was in dieser Beschreibung des Romans so lustig anmutet, ist zugleich in hohem Maße durchtränkt von einer unaufdringlichen, aber erschütternden Tragik und einer wunderschönen Sprache. Wir erhalten einen tiefen Einblick in die zwei so gegensätzlichen Figuren, die sich gegenseitig aufrichten und doch immer wieder vor den Kopf stoßen.